Diverse – 50 Years Of The Eurovision Song Contest Volume 1&2

Das mittlerweile seiner wahren Bedeutung enthobene Wörtchen Kult kommt immer dann gerne zum Einsatz, wenn es Dinge zu benennen gilt, die eigentlich zu peinlich, zu kitschig, zu sentimental oder auch schlicht zu schlecht sind. Ein holperiger Zusammenschnitt etwa von Hecks unsäglicher Hitparade im ZDF-Spätprogramm beschäftigt nach Ausstrahlung das bundesweite Feuilleton für Tage mit Bemerkungen von „nostalgisch schön“ bis „kulturell hochwertig“. Was an Bernhard Brink oder Tina York hochwertig ist? Keine Ahnung. Gar nicht schweigen muß man hingegen über zwei zum runden 50. Jubiläum des Eurovison Song Contest aufgelegte Doppel-DVDs mit sämtlichen Gewinnern, aber auch Fanfavoriten sowie der einen oder anderen Kuriosität. Klar nach Punkten überrundet dabei Volume 1 mit der Epoche 1956 bis 1980 den zweiten, die Ära 1981 bis heute abdeckenden Teil. Und das nicht nur, weil ca. die Hälfte der 50 jeweils kompletten Auftrittsausschnitte in nostalgischem Schwarzwein vorliegen. Vor allem klangvolle Namen der Fifties und Sixties wie Domenico Modugno, Jacqueline Boyer, Jean-Claude Pascal, France Gall, Sandie Shaw, Esther Ofarim, Lulu oder Cliff Richard laufen Künstlern späterer Jahrzehnte, mit einem Heer an einfallslosen No-Name-Interpreten, die selbst wenn sie gewannen – dennoch solche blieben, eindeutig den Rang ab. Richtiggehend putzig schrill wird’s in den frühen Siebziger Jahren, mit stark vom Glam Rock beeinflußter Garderobe und Talenten wie The NewSeekers, Olivia Newton-John, Mouth & McNeal, Teach-In und natürlich, unvergessen, dem schwedischen Ehepaar-Doppel ABBA – übrigens den einzigen Newcomern, neben Celine Dion, denen eine weltweite Langzeitkarriere gelang. Einzig die Musikanten aus Deutschland bleiben bei dem recht spartanisch, aber immerhin mit informativen Booklets aufgemachten Historienpotpourris des Grand Prix D’Eurovision etwas unterrepräsentiert: Conny Froboess mit einem seltsam unkorrekten Schlager über am Bahnhof herumlungernde italienische Gastarbeiter, die stimmgewaltige Joy Fleming (obwohl 1975 schlecht plaziert, bis heute einer der internationalen Favoriten schlechthin!) und die schlicht affigen Dschingis Khan auf Folge eins sowie die blassen Wind und die einzige bundesrepublikanische Siegerin Nicole und ihr bißchen Frieden in der zweiten Ausgabe zeichnen ein allzu dürftiges Bild deutscher Eurovisionskultur.

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