Disco Ensemble – First Aid Kit :: VÖ: 8.9.

Diese Band lügt. Miikka Koivisto, Mikko Hakila, Lasse Lindfors und Jussi Ylikoski gehen sicherlich nicht oft in die Disco. Zumindest nicht dorthin, wo es groovt. Die Clubs und Partykeller, in denen sich die vier Finnen herumtreiben, sind biergetränkt, und dort riecht es nach Schweiß. Nicht nach der Variante, die sich mit dem Duft von Parfüm zu einer süßlichen Tanzbodenmischung vereint. Hier transpiriert kein DJ, hier schwitzen und röcheln noch echte Musiker, first AID KIT wurzelt im zeitgenössischen Rock, im Post-Hardcore und im aerodynamischen Neo-Punk. Jeder Song auf first aid kit verheißt pure Energie, wird gespeist aus dem großen Reservoir individuellen Unmuts. Doch gehört es zu den erklärten Zielen des Ensembles, Aggressionen zu sublimieren, Hass und Wut in Kreativgeist umzumünzen. Das versuchen sie einerseits, indem sie die Gitarren künstlerisch verbrämt flirren lassen, was in den besten Momenten an System Of A Down erinnert. Doch langfristig verfolgt die Band ein anderes, weitaus simpleres Konzept. Die Finnen setzen auf Speed. Speed und nochmals Speed. Die Vocals hetzen wie Military-Pferde durch einen Schlammparcours, schrubben über eine Hecke, platschen durch eine Pfütze, verweigern, nehmen noch einmal Anlauf, bäumen sich auf und trampeln das Hindernis in seine Einzelteile zusammen. Zum Rasten bleibt da wenig Zeit, einige melancholische Sekunden nur, dann geht es weiter, getrieben vom Parforcetakl, den die Drumsticks vorgeben. Das funktioniert eine Zeit lang prima. Punkige Refrains stoßen auf lupenrein produzierte Instrumentals. Positive Energie beherrscht das Feld. Doch irgendwann verliert die wilde Jagd an Charme. Zu schnell, zu atemlos, zu wenig Abwechslung. Zurück bleibt ein Gefühl, für das die deutsche Sprache ein schönes, die englische jedoch ein noch viel schöneres Wort kennt: Exhaustion.

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