Dillon
Kind
PIAS/Rough Trade (VÖ: 10.11.)
Eine Geschichte über das Wachsen: Die Brasilianerin arbeitet ihren eigenwilligen Kunst-Elektro-Pop weiter aus.
Ob der wunderbar zweideutige Albumtitel der in Köln aufgewachsenen und auf Englisch singenden brasilianischen Musikerin ein Zufall ist? Das englische „liebenswürdig“ und das deutsche „Kind“ treffen sich hier in einer Art albumumspannender Selbstfindungsgeschichte: Dominique Dillon de Byington erzählt sie als Geschichte des Wachsens: heranwachsen, stärker werden, über sich hinauswachsen.
Alles beginnt im Opener und Titelstück mit der Frage „How tall will I grow?“, auf die Dirk von Lowtzow antwortet: „Only time will know.“ Im nächsten Song wird die zarte Pflanzenknolle, in der Dillon ihre Erzählung verdichtet, schon „Stem & Leaf“ haben. Und ganz am Ende wird „Kind“ in einer zweiten Version wiederkehren: diesmal nicht zögernd und tastend, sondern laut und mit wirbelnden Technobeats. Auf dem Weg dahin macht Dillon musikalisch da weiter, wo sie zuletzt auf THE UNKNOWN aufgehört hatte: Mit einer Stimme, über die DJ Koze mal zu Recht gesagt hat, sie sei „angenehm unperfekt und wahrhaftig“, singt sie ihre am Klavier entwickelten Popballaden, die auf nüchterne und zugleich rührende Weise Trost in der elektronischen Abstraktion suchen.