Digitalism
I Love You, Dude
V2/Coop/Universal VÖ: 17. Juni 2011
Geht mehrheitlich auf die Zwölf, trifft „2 Hearts“ und hat so viel Rock-Dance wie einst im Mai.
Manche Modelle sind dann doch viel besser als andere, obwohl sie längst „durch“ sind. Diese Erkenntnis könnte über dem Follow-Up des gefeierten Digitalism-Debüts Idealism aus dem Jahr 2007 stehen. I Love You, Dude wird die Internationale der Indie-Kids daran erinnern, worauf sie im vorletzten Sommer noch wie Schmidts Katze abgegangen ist und dem Rest des interessierten Publikums ein sanftes Lächeln ins Strobo-Face zaubern.
Das überholt geglaubte Rock-Dance-Ding, das in dieser Ausführung ein Drittel auf Daft Punk, ein Drittel auf Air und ein Drittel auf verstreute Ingredienzien von den Chemical Brothers über die Klaxons bis hin zu den Strokes zurückzuverfolgen ist, findet im aktuellen Album des Hamburger DJ-Teams eine schöne neue Heimat. Mit den pumpenden Beats und sirrenden Synthlines, die sich von hier bis zur Ewigkeit ziehen und mit ihrem prallen Allerwertesten auf den Megapartys der Welt aufsetzen. Das Ding hat Melodie im Arsch. Zwischendurch lassen Jens Moelle und Isi Tüfekçi sich in ihre Techno-Tagträume fallen, hotten einen Breakbeat weg („Reeperbahn“) und huldigen gleich der Rock-Dance-Ballade und deren älterem Bruder, der Hymne („Just Gazin’“).
„Forrest Gump“ ist für meinen Geschmack der Gewinner unter diesen mehrheitlich auf die Zwölf gehenden Digitalismen, mehr New Wave als Nu Rave, entstanden unter der Ko-Autorenschaft des für jeden Außendienst-Auftrag offenen Julian Casablancas (The Strokes). Kernkompetenz erkannt: Wer so gut geschmiert rocken kann wie Jens Moelle und Isi Tüfekçi, sollte sich nicht von Entwicklung und Innovation hemmen lassen. Die Klasse von 2007 lebt. Nicht schlecht.
Key Tracks: „Encore“, „Circles“, „Forrest Gump“