Die Unnahbare hautnah :: The September Issue
Universum Film
Die eiserne Lady der Modeindustrie gewährt Einblicke in ihre Glamour-Welt. Ein Blick hinter ihre Sonnenbrille gelingt dabei jedoch nur selten.
Die September-Ausgabe der US-Modebibel „Vogue“ markiert jeweils den Wechsel von der Sommer- auf die Winterkollektion. Die 2007er-Ausgabe war mit 840 Seiten die bislang umfangreichste, die Produktion eines solchen Kolosses kann naturgemäß stressig sein. Und die Hölle, wenn die Chefredakteurin Anna Wintour heißt. Die 61-Jährige, deren Markenzeichen ihre Sonnenbrille und ihr stets perfekt frisierter Bob sind, führt seit über 20 Jahren ein strenges Regiment. Ihre subtile Kritik hat sie über die Jahre perfektioniert: Ein Verziehen des Mundwinkels, ein eiskalter Blick – und ihre Untergebenen geraten in Panik. Das macht „Nuclear Wintour“ angeblich jedoch nicht aus Boshaftigkeit, sondern weil sie eine Perfektionistin ist. Filmemacher R. J. Cutler begleitete die eiserne Lady und ihre „Voguettes“ acht Monate lang während des Entstehungsprozesses des 840-Seiten-Ungetüms. Eröffnet wird der 90-minütige Film mit einer Nahaufnahme von Wintour, man sieht sogar ihre Fältchen. Die Unnahbare hautnah? Das Bild der kontrollsüchtigen Tyrannin, das im 2006er-Kino-Hit „Der Teufel trägt Prada“ gezeichnet wurde, wird tatsächlich widerlegt. Man kann sie fast mögen. Aber sympathisch ist was anderes. Etwa die 70-jährige Grace Coddington, Creative Director der US-„Vogue“ und die Einzige, die sich Wintour widersetzt. Ihre Streitereien sind aber auch schon das dramaturgische Highlight des Films. Auf Dauer wird es etwas ermüdend, den hektischen Redakteuren, Fotografen und Designern bei ihren Diskussionen über Beauty-Themen, Farbakzente und Models zuzusehen. Alles in allem kratzt die Doku, trotz seltener intimer Momente, nur an der Oberfläche. Die DVD – übrigens ein Re-Release – kommt ohne Extras daher und ist eher etwas für Modeblogger und solche, die es werden wollen.
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