Die Sterne

Räuber und Gedärm

VÖ: 17.3.

Funky Indierock, perfektioniert im Unperfekten: Die Sterne bleiben aggressiv, protestrocken aber nicht wieder so eindeutig wie auf dem Vorgänger.

Der Klarheiten wurden zuletzt verblüffend viele eingeräumt: DAS WELTALL IST zu WEIT war sogar für eine Kapelle wie Die Sterne, die nie – wie zuletzt etwa Tocotronic – unter Verdacht stand, sich mit Verklausulierungen und Mystifizierung dem garstigen Hier und Heute zu entziehen, eine außerordentliche Ansammlung von Klartexten gewesen: Das „Wir“ wurde auf dieser Platte ausformuliert und skandiert, Solidarisierung versucht in Zeiten, in denen der Individualismus bis hinein in die letzten Winkel von Gesellschaft und Sozialsystemen gepredigt wird, bis bald gar keine Gegenwehr mehr zu erwarten ist („Allein machen sie dich ein!‘ – das wußten schon Ton, Steine Scherben), da wurde ganz bewußt politgerockt und protestgeschrammelt. Ohrfeigen gab es dafür vor allem von denen, die fragten: Wo bleibt der Pop? Der Kniff? Der Kunstgriff? Und wie soll man dazu so tanzen, daß es gut aussieht? Gute Fragen/Schlechte Fragen. Mit RÄUBER UNDGEDÄRM werden jene, die an den Sternen die sexy Verkleidung der Eindeutigkeiten schätzen, auf jeden Fall wieder versöhnt. Mehrnoch: wohl begeistert. Dennauch wenn bzw. weil die Hamburger sich die Aggressivität und kantige Unbedingtheit bewahrt haben,diewELTALL … auszeichneten, setzt es nun bei weitem wieder mehr sehr typische, nur weiter perfektionierte Sterne-Kniffe, so daß beim ersten Hören dieser Platte mal eben ein halbes Dutzend Hits hängen bleibt. Mindestens! Zuweilen brachial beorgelt wie DAS BISSCHEN TOTSCHLAG der Zitronen und mit Synthieflächen aufgemotzt wie selten was Gutes {außer Hawkwind vielleicht), mit auf Hintern und Good-Vibes-KIeinhirnzentrum abzielenden Baßriffs und hübsch hölzern funkenden Gitarrenlicks versetzt, gelingen den Sternen heiße Kleinode in Pop, die nachdrücklich unterstreichen, was für H itgiganten die vier längst geworden sind. Gerade deshalb, weil ihre Möglichkeiten eingeschränkt sind – Frank singt eigentlich nicht so gut, der Groove bleibt immer weiß und irgendwie deutsch -. sind sie etwas ganz Besonderes. Und als funky Indierocker hierzulande sowieso immer noch ziemlich einzigartig. Inhaltlich geht Frank Spilkerauf RÄUBER UND GEDÄRM wieder mehr dazu über, Rollen zu spielen, dem schlimmen Ende mit Witz und Ironie, diesem inzwischen ordentlich und zu oft zu Unrecht gescholtenen Kind der dekadenten 90er, beizukommen. Eine funky Parole, einen im Zweifelsfall absichtlich reichlich schlechten Scherz, einen Slogan nach allen Regeln des Pop: lieber kurz und zweideutig- das gibt es hier (wieder). Das ist gut so, muß und darf aber eben nicht bei Ben. daß die Eindeutigkeit des Vorgängers ein Fehler war. Das war sie nicht!

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