Die Sauna
So schön wie jetzt war es noch nie
Buback/Indigo (VÖ: 30.8.)
Gibt’s dich eigentlich? Existenzialistischer Indie-Rock mit mehr schlauen Gedanken als guten Gitarren-Riffs.
So ein Tag, so wunderschön wie heute, hahaha. Es braucht natürlich keine drei Sekunden, und wir wissen, dass der Titel dieses Albums Ausdruck entschiedenen Angepisstseins ist. Und da hat Matthias Berg noch keine Zeile gesungen. Mit solch einem dunklen, treibenden Indie-Rock-Riff kommt man nicht mal eben bei einer Gute-Laune-Party vorbei. Und irgendwie auch nicht beim multikulturell korrekten Stadtteilfest der Grünen.
AmazonDie Sauna geht einen Schritt weiter und bleibt dennoch (oder gerade deshalb) weit außen vor: „Wir haben nichts zu verlieren / Es gibt keinen Grund zu funktionieren“, singt Berg in „Tu das nicht“. Und fügt im folgenden Manifest des Albums hinzu: „Kann man überhaupt noch rebellieren?“ („Das geometrische System“). Aber zurück in die Vergangenheit wollen sie deshalb auch nicht.
Folie für diese sehr reflektierenden, gut zupackenden Lyrics sind mollgetönte, manchmal etwas breit angelegte Indie-Rock-Songs, die wie aus einem Guss kommen (was sie nicht spannender macht). Ja, das mag Musik aus dem Geiste von Joy Division und dem etwas schnelleren Rock’n’Roll der Amerikaner dieser Zeit sein – sie hält aber kaum mit den Gedanken mit, die hier im Sekundentakt poltern, rat- und ruhelos.
Es geht in jedem Moment um die Existenz; um Anfang und Ende, Vernunft, Gefühl, Gesellschaft. Und plötzlich eine Zeile, die man von Hildegard Knef hätte hören wollen: „Frische Rosen am Rhein / bringen mich zu dir heim“. Am besten hat mir das Lied vom Beenden der Unendlichkeit („Das Ende“) gefallen: „Du bist schon tot, aber du weißt es nicht / Das Universum spaltet sich erneut“. Wunderschön.