Die Regierung

Raus

Staatsakt/Caroline

Die Essener Postpunk-Tresen-Rocker geben ein gutes Comeback.

Es gab Mitte der Nullerjahre mal kurz eine andere Regierung, der Kanzler war der gleiche, er hieß Tilman Rossmy, aber die Leute neben und hinter ihm waren nicht mehr die Originalregierung. Zu den Konzerten aber kamen nur ein paar Dutzend Leute, Die Regierung blieben die Kritikerlieblinge aus Essen. 2015 wurde dann das Debütalbum SUPERMÜLL neu gepresst, die Verantwortlichen von damals gingen auf Tour, plötzlich waren die Läden voll, Rossmy wunderte sich. Daher kommt jetzt, klar, ein neues Album.

Rossmy wird nächstes Jahr 60, er hatte nach der Regierungszeit wahnsinnig gute Soloplatten aufgenommen, vor allem WILLKOMMEN ZUHAUSE, doch klang sein Salon-Country zuletzt etwas zu sehr nach gutem Whiskey. Die Regierung – das war immer die Band für das eine Bier zu viel. Die Stimme nuschelt, die Gitarre schlingert, der Beat verschleppt, es gab nichts Besseres. Die kommende Tour wird zeigen, dass es die Lieder von RAUS schwer haben werden, gegen das alte Zeug zu bestehen. Es fehlt die Glorie des Kaputten, diese versiffte Verzweiflung. Dafür bieten neue Stücke wie „So wie ein Liebhaber“ oder „Konjunktiv 2“ tollen Gitarrenpop, „Bemerkenswerte Menschen“ blickt zurück auf ein Patti-Smith-Konzert in Düsseldorf, 1977. Lange her. „Die neue Zukunft heißt Erinnerung“, singt Rossmy und wundert sich, dass die Welt jetzt wieder nach der Regierung verlangt.