Dick Brave & The Backbeats – We Want Dick! – Live At the Limelight

Egal, ob es stimmt, dass das Unternehmen Dick Brave ursprünglich nur als kleines Lust-und-Laune-Liveprojekt des deutschen Soulpop-Stars Sasha geplant war oder ob das auch nur eine von diversen PR-Schwindeleien in dieser Angelegenheit war- das gefakete Comeback des ebenfalls gefaketen Rock’n’Rollstars und seiner gefaketen Band war jedenfalls einer der realsten Platten- und Konzerterfolge der letzten zwei Jahre in der deutschen Popszene. Der hier als Komplettmitschnitt festgehaltene Auftritt vom Oktober 2003 im Kölner Limelight zeigt zweierlei: Der Mann aus Soest und seine Band sind kompetente Musikanten, die sich den Sound der wilden Fifties mit liebevoller Sorgfalt draufgeschafft haben. Und der Spaß, den vor allem Herr Schmitz an seiner Teilzeitrolle als angeblicher Rockstar aus Vancouver hat, springt aufs Publikum über. Dass das Ganze bei allem Bemühen natürlich zu keiner Zeit mit dem „Real Thing “ konkurrieren kann, schmerzt offenbar kaum einen – derwinning trick liegt wohl in der augenzwinkernden Offenkundigkeit des Fakes. Zur Unterhaltsamkeit des rock’n’rollenden Maskenballs trägt die pfiffige Idee bei, nicht nuraltgediente (und millionenfach von Tanzkapellen gecovertel Rock’n’Roll-. Rockabilly- und R’n’B-Standards zu verwenden, sondern auch Material von Michael Jackson („Black OrWhite“), Avril Lavigne („Complicated“) oder Aerosmith [„Walk This Way“) ins Fifties-Klanggewand zu packen. Das ergibt unterm Strich 94 Minuten good clean fun! Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Kernstücke der mit 99 Minuten Spielzeit üppigst ausgestatteten Bonussektion sind Dick Braves Auftritte in den TV-Sendungen von Charlotte Röche und Stefan Raab. Deren Bereitwilligkeit, die PR-Legende um den angeblich nach 15jähriger Schaffenspause wieder aus den Tiefen des kanadischen Raumes zurückgekehrten Rock’n’Roller mitzustricken, nutzt Sasha Schmitz mit Charme, Chuzpe und bemerkenswerter Konzentration beim Durchhalten seines pseudokanadischen Akzents.