Diana Ross :: Everything Is Everything
Soul: Eine egozentrische Sangesdiva ringt um künstlerische Anerkennung.
Als Diana Ross 1970 nach rund einem Jahrzehnt The Supremes verließ, ging ein ähnlicher Aufschrei durch die Fangemeinde wie drei Dekaden später, als Beyonce Knowles sich von Destiny’s Child trennte. Damals ahnte keiner, das hinter der sympathischen Fassade eine äußerst zielstrebige Künstlerin steckte, die nur eines wollte: ganz nach oben kommen. Angedeutet hatte sich der Größenwahn der Sangesdiva schon 1967. als ihre erbittertste Kritikerin Florence Ballard das Motown-Erfolgstrio verlassen musste, das sich fortan Diana Ross & The Supremes nannte. Doch die Solokarriere erwies sich zumindest bis 1973, als mit dem Soundtrack-Album und dem Kinofilm lady sings the blues über das Leben der Jazz-Sängerin Billie Holiday endlich wieder eine Nummer-l-Platzierung gelang, erstaunlicherweise als Rohrkrepierer. Während das Albumdebüt diana ross 1970 noch die US-Top-20 erreichte, blieb der Nachfolger everything is everything im selben Jahr auf Rang 42 stecken. An der Produktion lag es sicherlich nicht; die war durchweg stimmig. Auch nicht an den beiden Single-Klassikern „l’m Still Waiting“ und „Doobedood’ndoobe, Doobedood’ndoobe, Doobedood’ndoo“, die stilistisch das Konzept der Supremes fortsetzten. Ebenfalls geschmackvoll tönen diverse Coverversionen. „(They Long To Be) Close To You“ von den Carpenters sowie gleich drei Beatles-Songs, „The Long And Winding Road“,“Come Together“ und „Something“- Letzterer einer von sechs Bonustracks auf der Neuauflage des Albums. Diana Ross‘ relativer Misserfolg lässt sich in erster Linie mit dem schnell wandelnden Zeitgeist erklären, den Motown-Label-Kollegen wie Marvin Gaye, Stevie Wonder und The Temptations mit sozialkritischen Soulsuiten von Produzent Norman Whitfield weitaus besser kompensierten. Oder aber mit der Tatsache, dass selbst eingeschworene Fans ihr die selbstsüchtige Fahnenflucht von den Supremes verübelten.
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