Dexys :: One Day I’m Going To Soar

27 Jahre nach ihrem letzten Album Don't Stand Me Down feiern Kevin Rowland und seine Soul-Brüder aus Birmingham eine triumphale Wiederauferstehung.

27 Jahre hat es gedauert. Aber nun kehrt sie endlich doch noch zurück, eine der großartigsten, wundervollsten, vielfach unterschätzten, genialsten, verehrungswürdigsten Bands aller Zeiten. Dexys Midnight Runners haben zwei Drittel ihres Namens verloren, und nennen sich jetzt nur noch Dexys. Sie haben unverdientermaßen wegen des auch heute noch im Radio rauf und runter gespielten „Come On Eileen“ mittlerweile ein Image als One-Hit-Wonder. Und Mastermind Kevin Rowland musste mehrere Abstürze und Niederlagen überstehen: Sucht, Depressionen, fürchterliche Solo-Flops. Aber das Comeback-Album One Day I’m Going To Soar ist nicht weniger als ein Triumph. Auf diesem seit Jahren angekündigten, aber immer wieder verschobenen Album klingen Dexys, als hätten sie im Jahr 1985 nach dem von der Kritik wieder mal gefeierten, aber vom Publikum erstmals verschmähten Album Don’t Stand Me Down einfach weiter gemacht: ein Rhythmus im Herzschlag, die Streicher schillern und die nur mehr selten eingesetzten Bläser brennen zwar nicht alles nieder wie auf dem grandiosen Debütalbum Searching For The Young Soul Rebels, aber sie bohren sich gnadenlos ins Gemüt. Kevin Rowland soll nicht mehr der Diktator von früher sein, aber auch dieses Album ist in erster Linie Ausdruck seines Genies, das ihn zwischenzeitlich an den Rand des Wahnsinns und darüber hinweg geführt hat. Die existenziellen Erfahrungen kann man aus jedem einzelnen Song heraushören – und natürlich, wenn Kevin Rowland singt wie ein sich Verzehrender, der doch schon weiß, dass seine Liebe zum Scheitern verurteilt sein muss. Alle elf neuen Songs sind großartig, jeder Ton sitzt an der richtigen Stelle und niemals käme man auf Idee, diesem Northern Soul ein Retro-Label anstecken zu wollen. Das ist hier ist ein Muss, eine Erlösung, eine Wiederauferstehung. 27 Jahre sind genug.

Key Tracks: „Lost“, „You“, „Incapable Of Love“, „Free“