Devendra Banhart

Smokey Rolls Down Thunder Canyon

Vielfarbig schillerndes Prunkwerk eines befreiten Mädchenmanns. Einfließendes Psychedelic-Pop-Meisterwerk, das sich um nichts mehr schert. Bist DU frei genug? Sind Sie experienced???

Alle Warnsirenen schrillen: Devendra Banhart! Der wirres Zeug brabbelnde Hippie in Mädchenkleidern! Freak-Folk! Drogen, indianische Gesichtsbemalung, Schamanen-Beschwörungen und Ausdruckstanz! Querflöten!!! Und dann noch dieser Albumtitel, der sich liest wie der eines verloren gehofften Freak-Brothers-Comics: Selbst Menschen, die sich bedenkenlos Joanna Newsoms Harfen-Gelage und Coco Rosies kunstgewerbelndes Sirenentum zu Gemüte führen, zucken bei Erwähnung Devendra Banharts immer noch zusammen. Vermutlich weil bei ihm das Hippiehafte am ungebrochensten daherkommt und man seinen Humorund seine Beseeltheit leicht als Wahnsinn fehldeuten kann. Aber spätestens jetzt ist es an der Zeit, seinen Geist zu befreien, sich zu entkleiden und mit geschlossenen Augen dieser wundersamen Musik zu lauschen, die so sinnlich und angstlos die Möglichkeiten sämtlicher Pop-Kontinente auslotet. Immer wieder singt Devendra Banhart auf dieser Platte von Freiheit. Okay, er singt auch davon, dass er über Zitronenaugen verfüge, und äußert einmal äußerst nachdrücklich den Wunsch, ein Seepferdchen sein zu dürfen. Aber Freiheit ist das Schlüsselwort. Akzeptiert man Banhart als einen Menschen, der sich von allerlei Zwängen befreit hat und seine Angstiosigkeit nun in unglaublich farbenprächtiger Musik abfackelt, wird man mit diesem Album viel Spaß haben, Smokey Rolls Down Thunder Canyon ist eine fast 72minütige Reise, bei der keine Sekunde lang Langeweile aufkommt. Banharts Freund Noah Georgeson hat als musikalischer Direktor dafür gesorgt, dass es an allen Enden dermaßen wispert, summt, echot und lautmalt.dass man unter dem Kopfhörer aus dem Staunen nicht mehr herauskommt. AI lein die vielstimmigen Chöre auf diesem Album muss man einfach gehört haben. Die Fahrt beginnt mit dem akustischen Frei-Folk „Christobal“. Es folgen unter anderem fransenhosige Tropicalia-Ehrerbietungen „Carmencita“), hysterischer Gospel („Saved“), eine irrwitzige Liebesode eines Jamaikaners an eine Rabbi-Tochter („Shabop Shalom“), der achtminütige Unterwasser-Film „Seahorse“ mysteriöser Dschungel-Reggae („The Other Woman“) und „Lover“, ein Glam-Funk-Hit, der klingt, als hätten sich Prince und Marc Bolan zum Schlaghosen-Tausch verabredet. Und das war erst das halbe Album, Smokey Rolls Down Thunder Canyon ist Popmusik, die so frei ist, dass mancher sie nicht wird aushalten können, und Banhart, das sei hier jetzt einfach mal behauptet, ist der weiße Prince des Hippie-Pop. Geben Sie Ihren Verstand bitte am Eingang ab. Vergessen Sie sämtliche Warnungen Ihrer EItern. Vergessen Sie auch Punk, diese kuriose Laune der Musik. Steigen Sie ein in den großen Omnibus – und vertrauen Sie einfach: Hinter dem Bart geht es weiter!

www.devendrabanhart.com