Detroit Cobras – Tied & True

Vor gefühlten 65 Millionen Jahren, als Detroit Motor City noch kein Zeltlager der Rot-Weißen war und der liebe Gott sich gerade nicht entscheiden konnte, ob die Flugechsen oder die Triceratopse überleben und den Gang der Geschichte bis zum Rock’n’Roll fortspinnen sollen, existierten die Cobras. Sie waren die Detroit-Kreidezeit-Götter, sagenumwobene Trampeltiere in den Sümpfen des Vintage-Rock. Oder: die Band, die obskure Coverversionen zu einer Art Sex-Rowdytum erhob. Aufplätte hätte man das für meinen Geschmack nicht unbedingt pressen müssen. Aberesgibt noch Wunder: Die Detroit Cobras befinden sich inzwischen auf halbem Wege zu Holly Golightly und demonstrieren ein Händchen für mysteriöse, semibekannte und, Achtung, langsame R&B-lieder. Diese Musik ist eben nur halb so arschwackelnd wie früher, aber auf halbem Tempo und mit ein paar brusthaarkräuselnden Melodien aus den Schatzkisten der 50er- und 6oer-jahre ziehen die Detroit Cobras plötzlich ein paar elegante Kurven um die vergessenen Reservate der Rock-History. Hätte man Phil Spector an beiden Händen ans Produzentenpult gefesselt, wäre vielleicht ein Album wie Tied & True dabei herausgekommen, die Detroit Cobras klingen jetzt manchmal wie eine vergessene Girl Group (und der Rest der Platte macht auch keine Anstalten, mit dem Haudrauf von vorgestern zu konkurrieren), Tied & True ist die Detroit-Cobras-Platte, die Rachel Nagy zur Königin des Soul macht. Wahrscheinlich war sie das schon länger, man hat das nur so schlecht hören können auf den alten Alben dieser Band.

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