Destroyer – Your Blues
Wenn Destroyer-Kapitän Dan Bejar nicht gerade mit den New Pornographers beschäftigt ist. lenkt der Kanadier seinen eigenen Zerstörer über Meere, die einst von Entdeckern wie Brian Eno, Lou Reed und den Beach Boys durchpflügt wurden und heute Heimstatt von Kreuzfahrern wie The Divine Comedy, Magnetic Fields, Rufus Wainwright, The Shins, Mercury Rev und auch Beachwood Sparks geworden sind. Jedoch: Auf Bejars Destroyer fährt man anders. Ganz anders. Nicht die Gitarre treibt die Schraube an, sondern die Engines Roland XV 3080 und Kurtzweil K26OO stehen für synthetisch dynamische Vorwärtsbewegung. Die dadurch entstehenden Wellenbewegungen enden in Form von Symphonien, die zwischen der Melodramatik von Midge Ures Ultravox. der Atmosphäre von David Sylvians Japan und der zeitgenössischen Avantgarde von Stephin Merritts Magnetic Fields angesiedelt sein könnten. Könnten. Denn eine genaue Standortbestimmung gibt es nicht. Ebenso wenig wie eine gültige Interpretation seiner Lyrics. Bejar ist ein Reisender. Per U-Boot oder per Gondel führt er seine fiktiven Figuren von der Lower East Side nach Berlin, Warschau, Oakland, Paris, Rom und zum Point St. Ciaire in Montreal. Vom geschichtslosen Amerika hin zum traditionsbeladenen Europa – nicht der einzige Brückenschlag, der Bejar auf YOUR BLUES gelingt. Doch Vorsicht ist geboten. Denn nurallzu leicht kann man sich vom als Schelm bekannten Kanadier ins Bockshorn jagen lassen, alle Facetten des Albums zu erfassen, ist schier unmöglich. Bejar lässt sich nicht in die Karten schauen. Sein Spiel mit Metaphern ist ebenso verwirrend wie sein genialer kompositorischer Kurs. Einmal in die tiefe Broadway-Theatralik des Openers“.Notonous Lightning“ eingetaucht, schwimmt man aufgrund der konzertanten Leichtigkeit bei „Its Gonna Take An Airplane“ wieder oben auf. Und so geht es munter weiter. Verwandlungsfähig bis in die Stimmbänder – von Billy Corgan über Jonathan Donahue von Mercury Rev bis hin zu Neil Tennant von den Pet Shop Boys (da geht die Liebe sogar weiter, denn der Einstieg bei „New Ways Of Living“ ist eine Anleihe von „Always On My Mind“] – serviert uns Dan Bejar ein Album voller Überraschungen. Und voller Faszinationen.
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