Destroyer :: Kaputt
Merge – Import
Endlich am Ziel: Der kanadische Kultfrickler hat das ultimative Easy-Smooth-Jazz-Soft-Rock-Wimp-Pop-Album gemacht.
Man sollte sich nicht von Bandnamen und Albumtitel irritieren lassen. Zerstörung oder Selbstmord – klingt destruktiv, ist hier aber nicht so gemeint. Destroyer Dan Bejar befürwortet keine Gewalt, weder im wahren Leben noch mit seiner Musik. Er bewirbt sich, liebe enttäuschte Metal-Hammer-Fans, auch nicht um den Death-Metal-Thron. Bejar ist ein Soft-Talker, der in den Tag hineinlebt, verschlafen nuschelt und so irgendwie auf den Stoff für Stücke kommt, die seltene Magie entfalten. Wie das genau geht, lässt sich gut anhand von „Suicide Demo For Kara Walker“ erklären. Zunächst schleppt sich dieser Song betont unspektakulär über Ambient-Flächen. Da ahnt man noch nichts. Dann aber, nach zwei Minuten, folgt sanftes Flötenspiel. Ja, es wird ge-f-l-ö-t-e-t! Aus vollster Überzeugung. Ab da ist man drin in der kapriziösen Collagenkunst dieses komischen Kauzes, der zwischendurch immer mal als Helfer in Bands aufgetaucht ist (unter anderem bei The New Pornographers und Swan Lake) und schon seit 15 Jahren sein Glück als Destroyer versucht. Jetzt, aus heiterem Himmel, laufen ihm die Leute in Scharen zu, ähnlich wie es im Vorjahr bei Ariel Pink der Fall war. Der Grund ist einleuchtend: Niemand hat es je gewagt, intensiv mit den schlecht beleumundeten Genres Easy Listening, Smooth Jazz (es gibt Saxofon und Trompete zu hören!), Softrock oder 80er-Jahre-Wimp-Pop zu flirten und daraus ein Indie-Album zu machen, das dieses Wort auch wirklich verdient. Bejar will zurück in die Zeit, als man nicht auf Karriere aus war und verschroben sein Ding drehte. „Sounds, Smash Hits, Melody Maker, NME all sound like a dream to me“, erinnert er sich. Dafür möchte man ihn einfach nur umarmen. Die Frage, welche Platte des noch jungen Jahres die bisher beste ist, kann ohne dieses Album nicht abschließend beantwortet werden.
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