Department S /Jason King

Wenn es eine Serienfigur gibt, die eine ganze Epoche widerspiegelt, dann ist es Jason King. Noch heute ziert das Konterfei des australischen Krimiautors mit manischem Faible für permanent wechselnde Gespielinnen, farbenprächtig schillernde Haute Couture aus der Kings Road und trickreiche Verbrechensbekämpfung nicht nur zahllose Flyer für Siebzigerjahre-Partys in der ehemaligen europäischen Pophochburg London. Der schnauzbärtige und langmähnig ondulierte Koteletten-King, ursprünglich als verschrobene Sherlock-Holmes-Figur geplant und von keinem Geringenen als dem britischen Shakespeare-Darsteller Peter Wyngarde kongenial dargestellt, watschte, werkelte und wühlte sich von 1970 bis 1973 durch gleich zwei Serien-Exportschlager, die sich tief im kollektiven Unterbewußtsein des TV-Zuschauers speicherten: Erst 26 Episoden lang im Triogespann mit der englischen Computerexpertin Annabelle Hurst und dem nicht gerade zimperlichen Amerikaner Stewart Sullivan in Department s, einer Elite-Abteilung von Interpol, dann als exzentrischer Alleingänger im Spin-Off Jason King. Parallel erscheinen beide Kultklassiker ersterer uneingeschränkt, zweiterer nur bedingt empfehlenswert – erstmals auch in deutscher Sprache und Dolby Digital 2.0: Von den insgesamt 28 Folgen des mit reichlich mysteriösen Fällen schon auf die Dekaden später auftauchenden X-Akten weisende Department S (5) liegt derweil Staffel 1 mit 14 Episoden auf vier DVDs vor, davon zwei nur im englischen Original. Und zwar deshalb, weil das ZDF 1971 nur 17 Folgen vom noch recht milde kalauernden Spaßvogel Rainer Brandt synchronisieren ließ und auch ausstrahlte. Aber zumindest wurde an deutsche Untertitel gedacht. Die für Spätherbst 2005 angesetzte zweite Staffel glänzt dann gar nur mit fünf deutschsprachigen von finalen 14 Teilen. Komplett alle 26 Fälle – 13 eingedeutschte, der Rest nur im Original – serviert hingegen Jason King (3). Doch leider gibt es hier gleich mehrere Mankos: Verglichen mit den wesentlich abwechslungsreicheren Plots von Department S schneidet der vornehmlich mit zahllosen Häschen wahllos von einem ins nächste Bett hüpfende, noch flamboyanter in Stil und Geschmack ausgestattete King schon rein inhaltlich eine Ecke schlechter ab. Hinzu kommen qualitative Einschränkungen im Formalen: Während Department S auf 16 mm konserviert wurde, sparte das damals eher selten genutzte Video Tape Recording beim Nachfolger Kosten, bewegt sich in Sachen Bildqualität aber nur auf VHS-Niveau. Trotzdem sollte sich niemand die haarsträubenden Abenteuer entgehen lassen. Anekdote am Rande: Wyngarde ließ sich einige Jahre nach seinem Wahnsinnserfolg als Inbegriff heterosexueller Männlichkeit in George-Michael-Manier auf einer Londoner Herrentoilette erwischen – mit heruntergelassenen Hosen beim Sex mit einem Gespielen. Seine Karriere hat seitdem einen kleinen Durchhänger. Schade.

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