David Byrne – The knee plays

Bewegungen in Slow-Motion und grelle, farbenprächtige Kostüme-das sind seit drei Jahrzehnten die Ingredienzen der Theater- und Operninszenierungen des amerikanischen Regie-Gurus Robert Wilson. Weil er aber auch schon immer den Hang zum Gesamtkunstwerk hatte, stellte er Anfang der 1980er Jahre mit dem Komponisten Philip Glassein zwölfstündiges Opernspektakel auf die Beine, das als Riesenphantasie-Collage die Menschheitsgeschichte analysierte. „CIVIL warS“ nannte er das Unternehmen und heuerte dafür mit David Byrne gleich noch einen zweiten prominenten Musiker an. Der Talking Head musste aber nicht viel mehr machen, als kleine musikalische Zwischenspiele, sogenannte „Knee Plays“ beisteuern. Und obwohl Wilson sich für die Intermezzi vom japanischen Kabuki-Theater inspirieren ließ, setzte Querkopf Byrne ganz auf den New-Orleans-Sound der Brass Bands. Zumindest dachte man das bislang. Denn neben den zwölf Tracks, die 1985 auf Vinyl erschienen und auf denen sich Originalkompositionen von David Byrne mit Arrangements von Traditionals abwechselten, bietet die Erstveröffentlichung von the knee plays auf CD acht Bonus-Instrumentals mit teilweise eindeutig asiatischem Einschlag. Geradezu rituell mit seinen Holzpercussionsrhythmen klingt der „Faust Dance“, wird „Misterias“ mit mystischen Tempelgesängen erfüllt. In erhellend neue Klangwelten führen diese Impressionen leider nur bedingt. Dagegen sind die mit Soul und Blues durchsetzten Brass-Songs und -Trauermärsche weiterhin eine Ohrenweide. Zumal Byrne zu den satten Posaunen- und Saxofonchören seine unverwechselbar ironischen Geschichten aus dem Alltag erzählt. Die Bonus-DVD bietet im Schnelldurchlauf von rund 400 Schwarz-Weiß-Fotos einen Einblick in die Wilson’sche Regie-Arbeit.

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