Das Kribbeln in Dieter Meier

Wer kein Interesse an Techno hat, kennt immerhin Booka Shade. Das haben Walter Merziger und Arno Kammermeier bei Rock am Ring festgestellt. „Man hatte uns für eine Bühne gebucht, auf der Bands spielten, die zehn Gitarren in ihren Cases hatten. Einige von diesen Mittvierzigern mit Metal-Shirt lachten sich halb tot, als wir unser elektronisches Schlagzeug aufbauten“, erinnert sich Merziger. „Da denkst du dir: Alter, jetzt halten wir unser Equipment lieber gut fest!“ Aber nicht nur die Bühne und Instrumente blieben heil, auch das Publikum stieg ein auf Booka Shade. „Daran sieht man mal wieder, dass die Leute aufgeschlossener sind, als man denkt.“

Wer Interesse an Techno hat, kennt Booka Shade vielleicht sogar noch unter anderen Namen – als Planet Claire z.B. – ihrem ersten, Anfang der 90er. Merziger und Kammermeier haben eine Geschichte hinter sich, an der sich auch ein wenig die Geschichte des Techno ablesen lässt. Von Techno, House bis Trance und zurück arbeiteten sie sich aus dem Saarland durch die Möglichkeiten, heute veröffentlichen sie auf Get Physical, quasi der Marktführer der Labels für elektronische Tanzmusik.

Ihr neues Album heißt MORE! Ein bewusst kämpferischer Titel von zwei Musikern jenseits der 40. Walter Merziger findet mindestens noch drei weitere gute Argumente für MORE!: „Ich bin ein Fan der Pet Shop Boys. Die benutzen für ihre Alben gerne solche Schlagwort-Titel. Außerdem war dieses Wort ein Wegbegleiter während der Produktion: mehr Emotionen, mehr bessere Beats -— darum geht es. Und auch den gesamtgesellschaftlichen Aspekt sollte man nicht vergessen: Keiner ist mehr zufrieden mit dem, was er hat.“

Booka Shade wollen mehr und wollen doch auch zufrieden sein mit ihrem Status als Produzentenduo, das weiter ohne Gaststars klar kommt. „Mit so was ist David Guetta zum größten Dance-Popstar unserer Zeit geworden. Wir glauben, dass unsere Instrumentals gut genug sind – ohne Sänger.“ Die einzige Ausnahme machten sie für Dieter Meier von Yello, ein Held von Booka Shade. Merziger erzählt: „Er meinte, unsere Beats würden ihn erregen. Er müsse immer an Sex und Frauen denken, wenn er uns hört.“ Und das immerhin mit 65.

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