Das Jazz-Buch

Standardwerk, neu überarbeitet und klug erweitert.

Günther Huesmann ist ein mutiger Mann. Schon zum zweiten Mal (nach 1989] hat der Musikjournalist und Festivalorganisator das unumstrittene Standardwerk des nicht ganz so unumstrittenen, 2000 verstorbenen einstigen“.Jazzpapstes“ Joachim-Ernst Berendt aktualisiert und diesmal auch deutlich erweitert. Mulig ist das deshalb, weil eine solche Überarbeitung aus einer anderen Feder als der des ursprünglichen Autors natürlich schnell Vorwürfe der Verfälschung, Verwässerung usw. auf den Plan ruft. Vor allem, wenn man sich auch noch traut, dabei Streichungen vorzunehmen. Das Besondere ans Berendts Jazzbuch war und ist ja, daß es einen durchaus logischen und analytischen Aufbau mit einem ganz besonderen Tonfall, einem „Sound“ in der Sprache verband, der über den sonst in solchen Handbüchern und Nachschlagewerken üblichen sachlich-bürokratischen Infostil hinausging. Dadurch machte es die durch ihre Vielfalt und die Seltenheit fester Gruppenzusammenhänge vor allem für Neueinsteiger stets unübersichtliche Jazzwelt überschaubarer – und betrieb zugleich subtile Werbung für sie. Und Günther Huesmann schreibt tatsächlich anders als Berendt, hat der Versuchung widerstanden, den Berendt-Sound kopieren zu wollen, ist etwas intellektueller, abwägender. Vor allem aber hat Huesmann an das von Berendt einst genial ausgeklügelte Mischgebäude aus chronologischer Jazzgeschichte, Stilüberblick und Porträtsammlung an den richtigen Stellen“.angebaut“ – seine Kapitel über die 90er Jahre und John Zorn als exemplarischen Jazzmusiker von heute etwa sind von höchstem informatorischen Wert. Und so ist „Das Jazzbuch“ auch in seiner siebten Überarbeitung noch und wieder unverzichtbar, für Kennerwie für Einsteiger.

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