Darkstar
Foam Island
Warp/Rough Trade VÖ: 2. Oktober 2015
Das britische Duo stattete dem Norden Englands einen Besuch ab und stieß auf ergiebige Inspiration für seinen elektronischen Pop.
Schon mit ihrem ersten Album-Ausflug NORTH vor fünf Jahren zeigten Aiden Whalley und James Young alias Darkstar unmissverständlich an, in welche Richtung sie gehen wollen. Jetzt intensivieren sie ihre Beziehung zu den Einwohnern im Norden Englands, insbesondere zu denen in der Grafschaft Yorkshire. Sie treten mit den Menschen in einen Dialog und lassen sie über ihr Leben und Grundgefühl berichten. Es werden nicht die ganzen Plattitüden wiederholt, die über die als vernachlässigt und trist geltende Gegend im Umlauf sind.
Das Gerede über „It’s grim Up North“ – man kennt es zur Genüge. Hier zeichnen die interviewten Personen ein differenziertes Bild von ihrer Heimat. Ja, das Leben nehme nach wie vor die Züge eines Kampfs an. Einer sagt aber, dass er sich in seiner Umgebung sehr wohl fühle und der Zukunft mit Freude entgegensehe.
Die überdurchschnittliche Qualität dieses Werks hat auch damit zu tun, dass Darkstar sich weiter um eine eigene musikalische Sprache bemühen. Einst war Dubstep ein Ausgangspunkt für dieses Duo, jetzt spielt er keine Rolle mehr. Eine Annäherung an den aktuelleren Kopfarbeiter-Sound von Kwes oder Dave Okumu ist ebenfalls nicht zu registrieren. Dieses Album hört sich stattdessen wie ein Soundtrack an, in dem man immer wieder feine mitreißende Nuancen entdeckt. Die Art und Weise, wie ein akustisch anmutender Groove, dezentes Klöppeln von Trommeln und sphärische Synthesizer in „Stoke The Fire“ miteinander harmonieren, ist überragend. „Go Natural“ wird durch einen in Richtung HipHop gehenden Beat, Harfenklang und ein Dub-Gastspiel gegen Ende zum Ereignis. „Through The Motions“ ist tanzbar, die Stimme klingt maschinell und die Grundharmonien lullen ein, und trotzdem fühlt man sich wieder ins Wunderland versetzt. Es besteht kein Zweifel: Darkstar haben hier eine echte Besonderheit geschaffen. Dicken Dank dafür.