Crocodiles :: Endless Flowers
Souterrain Transmissions/Rough Trade
Nach ihrer Berlinphase herrscht endlich Ordnung im kalifornischen Psych-Noise-Pop von Crocodiles.
Schon das letzte Crocodiles-Album Sleep Forever, das bei uns nur als Import erhältlich war, hätte mehr Aufmerksamkeit verdient. Ein Glück, dass das Berliner Label Souterrain Transmissions Crocodiles vergangenes Jahr für sich entdeckt hat. Wahrscheinlich auf einer der großartigen Shows, bei denen Sänger Brandon Welchez mit der Wayfarer auf der Nase, wie ein junger Lou Reed Rotz aus dem Mundwinkel spuckt. Das neue Album der Band aus San Diego jedenfalls profitiert von dieser Fügung: die Selbstfindungs- und Aufnahmephase in Berlin, eh ein Klassiker im Milieu, hat deutliche Spuren auf Endless Flowers hinterlassen. Nicht nur in den gespenstischen deutschen Satzfetzen und dem „1, 2, 3, 4“-Anzählkommando von Drummerin Anna Schulte (Randnotiz: Reunion-Mitglied der Slits) – die Entfernung von den vernebelten Küsten Kaliforniens hat den Blick geschärft. Wie eine sanfte Schicht Patina hüllen sich Hall und Verzerrung um zuckersüße Girl-Group-Backings und simple Surf-Pop-Harmonien. Den Platz ganz vorn nimmt jetzt nicht mehr der Lärm, sondern Welchez‘ Stimme ein. Auf ihr lastet das Gewicht von zehn Songs Nostalgie, Romantik und Melancholie, mit ihr umgarnt er sein Dum Dum Girl in der Liebesschnulze „No Black Clouds for Dee Dee“ und in ihr klingt das alte, glamouröse Kalifornien wider. „My Surfing Lucifer“ ist das siebenminütige Kernstück des Albums und huldigt dem Surfer und L.A.-Rich-Kid Bunker Spreckels. Kultregisseur Kenneth Anger widmete dem Stiefsohn von Clark Gable ein gleichnamiges Mini-Bio-Pic, Spreckels starb mit 27. Es hatte wohl ein gutes Leben: konsequent, berauscht und fröhlich, so wie Endless Flowers.
Key Tracks: „Endless Flowers“, „Welcome Trouble“, „My Surfing Lucifer“
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