Crime & The City
Solution
American Twilight / Mute/Good To Go 22.3.
Die Reinkarnation der Westberliner Drogen-Rock-Legende klingt munterer als das Original aus den 80er-Jahren.
Man muss das Westberlin der 80er-Jahre kennen, um Crime & The City Solution zu verstehen. Keine andere Band illustrierte die modisch morbide Mauerstadtstimmung so gekonnt, aber der aus Australien eingewanderte Sänger Simon Bonney kam nie so recht über den Status als Nick-Cave-Ersatz hinaus. Nach zwei Jahrzehnten Pause hat Bonney seine Band in seiner neuen Heimat Chicago reformiert. Es fehlen naturgemäß die verstorbenen Epic Soundtracks am Schlagzeug und Rowland S. Howard an der Gitarre, der von 16-Horsepower-Boss David Eugene Edwards ersetzt wird. Mit dabei aus den Berliner Tagen sind der Einstürzende Neubau Alex Hacke und auch die gepflegt suizidale Grundstimmung. Die allerdings wird nun immer wieder aufgelockert: Durch „My Love Takes Me There“ gondelt eine seltsam gut gelaunte Trompete, und selbst das wundervoll weihevolle „Domina“ schrammt an der sofortigen Selbstentleibung entlang. Diese Auffrischung tut den schwerblütigen Gitarren und Bonneys klagendem Gesang gut, sodass die neue Reinkarnation von Crime & The City Solution zwar nicht zeitgemäß klingt, aber erstaunlich gut konserviert. Das mag allerdings nur daran liegen, dass Bonney und Konsorten schon damals in Westberlin in all ihrer drogenschwangeren Verlebtheit lange vor der Zeit gealtert schienen.