Cream – The Lost Scottish Tour :: von Chris Welch

Das Powertrio auf Magical Mystery Tour.

Cream, die so epochale wie umstrittene erste große Supergroup des Rock, wurde nicht nur durch ihre abenteuerlichen Live-Improvisationen zur Legende, sondern auch durch die Streitigkeiten zwischen Bassist Jack Bruce und Schlagzeuger Ginger Baker. Wenn sich die Spannungen zwischen dem schottischen Sturkopf Bruce und dem feuerköpfigen Supertrommler Baker auf der Bühne nicht musikalisch entluden, dann gelegentlich in Form fliegender Fäuste oder Ride-Becken. Nach nicht einmal drei in jeder Hinsicht explosiven Jahren hatte Gitarrist Clapton schließlich genug, das Powertrio löste sich auf und fand erst 2005 zu einigen Konzerten in London und New York kurzzeitig wieder zusammen. Und doch: Es gab Zeiten, da waren die drei ein Herz und eine Seele. Die vielleicht beste davon dokumentierte der Fotograf Robert Whitaker (selbst eine Art Rocklegende, u. a. wegen des berühmten „Metzger“-Covers der Beatles), als er die Musiker nebst Entourage im Juni 1967 auf einem Kurztrip durch Schottland begleitete. In Kalifornien begann damals gerade der „Summer OfLove“ und warf auch ein paar leuchtende Strahlen auf die adäquat bunt gekleideten britischen Hipster. Ein paar später zu Recht verbotene Substanzen taten in dieser frühen Phase das ihrige zur gehobenen Stimmung. In Whittakers Bildern sieht man Clapton (mit frisch onduliertem „Hendrix-Afro“), Bruce und Baker in ihren extravaganten Kings-Road-Klamotten durch kleine Küstenorte und die Hügel des schottischen Hochlands tollen. Cream-Spezialist Chris Welch hat zu den großformatigen, überwiegend farbigen Fotos einen knappen Text geschrieben, der die unbeschwerte Atmosphäre dieser Tage gut einfängt – Ahnungen einer verlorenen, vielleicht in gewisser Weise tatsächlich unschuldigeren Zeit, die auch im teils launigen, teils etwas wirren Vorwort von Creams Teilzeit-Textdichter Pete Brown anklingen. „Wir waren damals wie Brüder, verstanden uns fast telepathisch und hatten sogar eine Art eigener Sprache entwickelt, die für Außenstehende kaum zu verstehen war“, erinnerte sich Clapton später. Doch der psychedelische Spaß war bald vorbei, und was dann kam, ließ den Gitarristen seine Konsequenzen ziehen: „Ich habe nie wieder Mitmusiker so nahe an mich herangelassen.“