Courtney Love :: America’s Sweetheart
Rock: Like Hole never happened. Courtney rockt ohne Alternativen.
Wo steht der Alternative-Rock, wenn die Alternativen längst woanders liegen? Für Courtney Love gilt das Gleiche wie für ihre ehemalige Hole-Kollegin Melissa auf der Maur. Sie ist ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Musikalische Kämpfe werden anderswo ausgetragen, und gelebter Rock’n’Roll ist kein Ersatz für gespielten Rock’n’Roll. Spätestens seit ihrer Hochzeit mit Kurt Cobain hat Love mehr Aufsehen durch ihr Seifenoperettenverhalten erregt als durch ihre Musik. Aber Moment. Vergessen wir nicht, dass Courtney mit „Doll Parts“ 1994 einen derart schonungslos selbstreflexiven Song geschrieben hat, für den man sie bis ans Ende ihrer Tage lieben sollte, und 1998 mit dem Hole-Album celebrity skin, ein unterschätztes, verdammtes Pop-Rock-Meisterwerkchen geschaffen hat. americas sweetheart ist das erste musikalische Lebenszeichen der nicht ganz so lustigen Witwe nach sechs Jahren, nach dem Ende von Hole, nach einem halben Dutzend Filmen, nach einer Reihe von mehr oder weniger professionellen Nacktfotostrecken in diversen Magazinen, nach verschiedenen Skandälchen, Drogendelikten und Festnahmen. Und was soll man sagen? – es klingt wie erwartet. Es stadionrockt, und Courtney röhrt und schreit und rotzt und kotzt ihre Texte über gute Drogen und schlechte Ficks, über Glück und Unglück und Rock und Roll heraus. Wer Gregorianische Gesänge bevorzugt, wird sich mit dieser Musik nicht anfreunden können, wer schon irgendwie auf Rock steht, wird sich americas sweetheart schönhören im Lauf der Zeit. Manch memorable Hookline, manch versteckte Popmelodie, manch, äh, Powerchord werden dabei helfen. Nützliche Hinweise: Elton-John-Langzeit-Partner Bernie Taupin hat einen Song („Uncool“), die omnipräsente Linda Perry (Christina Aguilera, Pink) mehrere co-geschrieben, das Intro von „I’ll Do Anything“ stammt von Kurt Cobain, Scott McCloud (Girls Vs. Boys] und Wayne Kramer IMC5I spielen Gitarre. Inkl. ein halbes Sympathiesternchen für Frau Love. weil sie die zweitberühmteste Rock-Witwe der Welt ist.
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