Cool Britannia DVD Later
Seit Anfang der Achtziger der Videoclip seinen Sieges-Zug antrat, ist es im deutschen Fernsehen um anspruchsvolle Musikprogramme schlecht bestellt. Ganz anders dagegen im Pop-Mutterland England, wo zwar auch nicht alles Gold ist was glänzt, aber immerhin seit mehr als einer Dekade Lichtblick-Formate wie Later existieren. Im Prinzip ist die launig von Ex-SqueezeKeyboarder Jools Holland dargebotene Freitagnachtshow der BBC die Fortsetzung des legendären „Old Grey Whistle Test“: Interpreten und Bands zwischen Legendenbildung, Alternativequalitäten und Nischendasein spielen ohne Netz und doppelten Boden live im StUdiO. Mit LATER – COOL BRITANNIA liegt bereits die fünfte DVD-Folge der noch immer beliebten Reihe vor und offeriert mit 34 Interpreten und knapp drei Stunden Spielzeit einen repräsentativen Britpop-Querschnitt der vergangenen Dekade. Und Jools Holland hat sie wirklich alle gehabt – meisten: sogar schon bevor der internationale Durchbruch kam. Begnadete Auftritte von Heroen wie Primal Scream, Pulp, Oasis, Supergrass, Radiohead, The Verve, Stereophonics, Manie Street Preachers, Charlatans, Suede, Coldplay, Blur, Travis und Echo & The Bunnymen fehlen ebensowenig wie die spektakulären Performances wilder Außenseiter (Ash, British Sea Power, Super Furry Animals, Feederl, längst Dahingeschiedener (Catatonia, Elastica), heiß gehandelter Nachwuchsbands wie Franz Ferdinand, Keane, Doves, Elbow, Starsailor, 22-20S und lärmender Rockmatadoren wie The Libertines und The Darkness. Ganz besonderen Tribut gilt es den Britpop-Urvatern Paul Weller und Morrissey zu zollen. Eine bessere Kompilation zum Thema gibt es derzeit nicht. Auch technisch überzeugt die DVD mit soliden Werten: Die Bildqualität ist trotz der häufig intensiven Hintergrund-Beleuchtung überwiegend kontrastreich und scharf. Für den rauscharmen Sound wurde eine kräftige, klare digitale Stereospur codiert, was das Fehlen eines ergänzenden Surround-Mixes jedoch nicht völlig entschuldigt. Im Bonusbereich finden sich, neben einer kaum erwähnenswerten Behind-The-Scenes-Sequenz diverse Kurz-Interviews mit Gästen aus der Show und eine äußerst spartanische Jukebox, in der man bis zu sechs Titel auswählen und in beliebiger Reihenfolge abspielen kann.
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