Cookys von Werner Kohler

Gerd Krüger pubertiert im Aachen der frühen 70er vor sich hin: Freibad, fummeln, im Parka vor der Schule Flugblätter verteilen, Wein aus Fünf-Liter Bastflaschen nuckeln, kiffen und Grand Funk aus dem Kofferplattenspieler hören. Sein eigenes Engagement an der Gitarre kann mit dem von Mark Farnerallerdings nicht mithalten: „Mein Problem stellte sich folgendermaßen dar: die Gitarren konnten mir zusammen mit den Songbüchern gestohlen bleiben, aber die Weiber standen nun mal auf Musiker, was wollte man denn machen?“ Als Krüger schließlich seine Liebe zum Kochen entdeckt, heißt er fortan Cooky und hat auch entschieden mehr Schlag bei den Frauen zumindest zeitweise. Bis zur Eröffnung des eigenen Restaurants ist es noch ein weiter Weg, den er jedoch nicht alleine bestreiten muss: Treu zur Seite stehen ihm illustre Freunde wie Hühnchen-Karl, die alleinerziehende Betty und sein schwuler Patissier Sweety. Köhler, Kochbuchautor mit eigener Fernsehserie („Köhlers Kochpunkt“! und Verleger, zeichnet mit seinem Debütroman ein hinreißendes, liebevolles und saukomisches Bild vom Erwachsenwerden oder eben -nichtwerdenwollen. Da man beim Lesen nicht nur Appetit, sondern auch Lust auf gute (alte Vinyl-] Musik bekommt, ist es höchst erfreulich, dass Köhler auf seiner Webseite die Rezepte zum Buch sowie eine ausführliche Diskographie der „Cookys“-Songs bereitstellt. Wunderbar – bitte mehr davon.