Console :: Herself

Electronic Pop: Der sympathische Weilheimer hat ein federleichtes Laptop-Album mit einer wachträumenden Chanteuse aufgenommen: Miriam Osterrieder.

Die Frage, die den Fans keine Ruhe gelassen haben wird, soll in aller Kürze vorab beantwortet werden: Hat der sympathische Martin Gretschmann aus dem oberbayerischen Weilheim Frieden mit sich und seinen Synapsen gefunden und ein neues Deluxe-Produkt aus der Ambient-Klasse vorgelegt. Oder verfolgt der geniale Gretschmann konsequent seinen Weg zum maximal melodiösen Minimal-Dancefloor (wie auf den Acid-Pauli-Veröffentlichungen „I See A Darkness“ und „Nancy“ annonciert)? Martin Gretschmann hat sich für Alternative zwei entschieden, er hat mit Herself eine ziemlich verspielte, federleichte Laptop-Platte aufgenommen. Das neue Console-Album, das weit mehr ein Gretschmann-Solo-Album geworden ist, als der Name es verrät, beginnt mit einem größeren ambienten Wabern, deutet über die sechs Minuten des eröffnenden Instrumentals „She Saw“ aber schon seinen Pop-Appeal an. „A Homeless Ghost“ direkt im Anschluss ist der erste der Elektro-Pop-Tracks, die in Zusammenarbeit mit Miriam Osterrieder entstanden sind; die Miri schleicht wie im Wachtraum über Martins prächtig pluckernde Beatwellen. Für die vier Minuten von „Walking The Equator“ steht die Welt still, Osterrieders Stimme legt sich auf das Grundrauschen der Synthies. Es geht aber auch ohne Stimme, mit „Upon“ verlässt Martin Gretschmann ein einziges Mal die Federgewichtsklasse und verrät, dass er auch Kirmes-Techno spielen könnte, wenn er wollte. Will er aber nicht. Er fährt nur die Beats auf und bleibt der seriöse Herr Gretschmann. „Leaving A Century“ kommt mit Original-Geräuschen aus dem Madagaskar-Haus deines liebsten Zoos und einem hübschen Daumenklavier um die Ecke gefahren, unterschlägt aber nicht seine Rhythm-&-Blues-Herkunft. Liebenswürdiger, liebe Leser, sind nur wenige Elektro-Pop-Platten.

CD im ME S. 21