Coffee And Cigarettes

Wenn man dereinst in Lexika den Begriff „supercool“ nachschlägt, wird man auf eine Abbildung von Jim Jarmusch stoßen: silberne Elvis-Tolle, hohe Wangenknochen, Anflug eines belustigten Lächelns um die Mundwinkel. Seit etwas mehr als 20 Jahren bevölkert der Inbegriff des New Yorker Tribeca-Bohemians seine idiosynkratischen, von Sam Fuder, Nicholas Ray und einem Hauch Wim Wenders beeinflussten Trips ins Herz der Einsamkeit mit lässigen Typen, mit denen man gern mal wenigstens auf eine Tasse schwarzen Kaffee und eine Filterlose ginge. Minimalistisch, lakonisch und unprätentiös sind Jarmuschs Filme, die er so aufreizend rar sät. coffee & cigarettes, sein erstes Lebenszeichen seit ghost dog von 1999, ist nun weniger Film als vielmehr lose Vignetten-Sammlung, aber gleichzeitig als Experiment so ultra-entspannt aus dem Handgelenk geschüttelt, dass man hier unter Umständen sogar die pure Essenz des Jarmusch-Kosmos vor sich hat: in Kneipen sitzen, Kaffee trinken, Zigaretten rauchen, schweigen und auch mal was sagen. Das ist gleichzeitig die inhaltliche Klammer der zwölf Kurzfilme, die der Meister in den letzten 18 Jahren angesammelt hat. Eine Art Celebrity Death Match der gehobenen Art in großteils improvisierten Szenen: ein genüsslich überheblicher Tom Waits vs. einen aufgeregten, starstruck Iggy Pop. Cate Blanchett gegen sich selbst. Meg White mit Jack White und seinem selbst gebauten Tesla- Generator, auf den er so stolz ist. Dazu Roberto Benigni hypernervös [ganz was Neues) und Steve Buscemi im Glauben an Elvis‘ Zwilling und die zwei Sketche: Bill Murray trifft GZA und RZA vom Wu-Tang Clan, die ihm die gesunden Vorzüge von Kräutertee erläutern, während er das Koffein direkt aus der Kanne trinkt. Und Alfred Molina will dem sichtlich genervten Steve Coogan neue Erkenntnisse aus seinem Stammbaum verkünden. Das ist hinreißend rührend und urkomisch und vor allen Dingen ebenso supercoot wie der Versuch, mit dem Rauchen aufzuhören, indem man, tja, eine raucht. Lässt sich das Leben schöner erklären?