Clinic
Wheeltappers And Shunters
Domino/GoodToGo (VÖ: 10.5.)
Die Liverpudlians mit ihrem ersten Album seit sieben Jahren. Nur einer dieser spacigen Vintage- Rocksongs überschreitet die Drei-Minuten-Grenze.
Es dauert ungefähr 20 Sekunden, bis die Sache klar ist. Das muss Ade Blackburn sein, der Sänger, der der Band Clinic diese immer etwas wegeilende, verschwörerische Stimme- mehr als 20 Jahre verliehen hat. Zuletzt herrschte ja Sendepause bei den Liverpudlians, sollte die Idee eines Vintage- Future-Pop aus dem Geiste des Art Punk doch irgendwo in den Zeitläuften versiegt sein?
AmazonEs gibt Clinic also noch, und Clinic sind erkennbar Clinic geblieben, den Garagerock-Gitarrenläufen haben die Briten jetzt ein Vibraphonklingeln im besten Song des Albums in den Hallraum gestellt („Complex“). Es gibt nostalgische Melodica-Melodien und ein paar spacige Gimmicks, einmal tapern Clinic auf Disco-Beats in reichlich abgedunkelte Soundsphären, die Musik leuchtet noch zwischen Drum Machine und Reverb. Nur einer der Tracks überschreitet die Drei-Minuten-Grenze.
Eine weitere Verneigung vor der Rock’n’Roll-Ära? An das klassisch-kosmisch-noisige Debütalbum INTERNAL WRANGLER (2000) kommt die aktuelle Songsammlung dennoch nicht mehr heran, sie zerfleddert hin und wieder im Drängen und Sägen und spielt mit satirischen Betrachtungen, die nur Kenner der 70er-Jahre-Comedy-Show „The Wheeltappers And Shunters Social Club“ einordnen werden können.