Clinic – Fünf

Vier Männer, die aussehen, als kämen sie frisch aus dem OP-Saal. Ein Artwork in bester Klaus-Voormann-Manier. und ein deutscher Albumtitel, der in die Irre führt, fünf ist nicht das fünfte Studio-Epos der merkwürdigen Briten, sondern erst ihr viertes. Alles andere wäre auch rekordverdächtig, denn das letzte, Visitations, liegt nur ein paar Monate zurück. Des Rätsels Lösung: Es handelt sich um eine Compilation. Nämlich um die B-Seiten der Singles aus den ersten zehn Jahren Bandgeschichte, die inzwischen als Sammlerstücke gelten, zu Höchstpreisen gehandelt werden und den offiziellen Albumtracks qualitativ in nichts nachstehen. Das zeigt sich schon am Opener, der nicht nur „The Majestic“ heißt, sondern auch genauso klingt. Ein hymnisches Stück Garagenrock, intoniert mit Schweineorgel und Schrammelgitarre, das nach dreckigem Kellergewölbe, halluzinogenen Substanzen und frühen 60er-Jahren schmeckt. Ein grandioser Einstieg, dem ein emotionales Wechselbad aus lupenreinem Hardcore-Punk („Nicht“) und nebulös-entrückter Psychedelia („Christmas“) folgt. Womit auch die weitere Marschrichtung dieser knapp 29-minütigen Werkschau vorgegeben ist. Denn hier wird wild variiert: Gerade noch klingen Clinic wie Dick Dale und Link Wray in bester Surf-Manier, dann wieder wie eine wüste DIY-Kapelle der frühen 80er-Jahre, dann wie ein Haufen Beatniks, der den Soundtrack zum hemmungslosen Drogenkonsum liefert. Was genauso charmante Koketterie sein dürfte wie die denkwürdigen Outfits von Sänger Ade Blackburn und Co. Ein Herr, dessen schräger Nasalgesang (seine Stimme erinnert an die von Vincent Price) auf dieser Zusammenstellung leider kaum zum Tragen kommt, weil die meisten Tracks rein instrumental sind und die Zwei-Minuten-Marke nur selten überschreiten. Doch in der Kürze liegt in diesem Fall auch die Würze: Clinic mausern sich zu würdigen Nachfolgern der schmerzlich vermissten Man Or Astro-Man und Mono Men.

www.clinicvoot.org