Clark :: Iradelphic

Warp/Rough Trade

Die Platte als Versuchskaninchen: Wie kann ich mich als Elektroproduzent mit Gesang, Gitarre und Field Recordings neu aufstellen?

Mit den Vorgängeralben Turning Dragon (2008) und Totems Flare (2009) hat Chris Clark sich als Elektro-Eklektiker der inspirierten Art positioniert, der Brite speiste Elemente aus P-Funk, Techno, Krautrock, Disco und Post-Rock in seine zum Teil leicht derangierten Tracks und gewann damit einen wachsenden Freundeskreis, der bis hin zu Kollegen wie Four Tet und Flying Lotus reichte. Dass Clarks frühere Arbeiten mehr ein Versprechen auf immer weitere Exkursionen und Versuchsanordnungen abgaben, als konsistente, in sich geschlossene Platten waren, geschenkt. Mit Iradelphic nun bewegt sich der Brite ein Stück weiter von seinen elektronischen Ursprüngen weg, die Richtung ist kaum erkennbar, die schönen Momente, die kurz aufblitzenden Ideen stimmen den Rezensenten jedoch wohlwollend. Iradelphic ist in verschiedenen Studio-Set-ups in Berlin, Brüssel, Cornwall und London, in Wales, Australien und Norwegen entstanden, unter Zuhilfenahme von uralten Mikrofonen, von Laptop, Kassetten und Diktafon. Die entscheidende Innovation hört allerdings auf den altehrwürdigen Namen Gitarre. Clark hat sich das Fingerpicking beigebracht und lässt uns nun gleich zum Intro des Albums an der neuen Liebe zum Saitenspiel teilhaben. „Com Touch“ im Anschluss kommt wie eine verspielte Hommage an den frühen Jean Michel Jarre daher, und die Tracks mit Vokalistin Martina Topley Bird (Tricky, Massive Attack) sind Clarks bislang weitestgehende Annäherungen an das, was man Pop nennen darf, Pop in einer dunkel schraffierten Version, in der die Elektronik nur mehr die Rolle eines Stichwortgebers einnimmt. Das Album funktioniert auch als Versuchskaninchen, es macht schon jetzt neugierig auf die nächste Etappe im musikalischen Leben des Chris Clark.

Key Tracks: „Com Touch“, „Secret“, „Skyward Bruise/Descent“