Die französische Pop-Sensation entdeckt den toten Winkel zwischen La Roux und Edith Piaf.

Kaum zu glauben, aber es muss ihn tatsächlich gegeben haben, einen toten, bislang unentdeckt gebliebenen Winkel zwischen Lykke Li und Edith Piaf, zwischen La Roux und Enya. Heloise Letissier, die sich als Musikerin Christine And The Queens nennt, ist auf diese Nische gestoßen, nur um zu beweisen, dass die gar nicht so nischig ist. Denn in ihrer Heimat Frankreich waren Christine And The Queens die Pop-Sensation des vergangenen Sommers, ihr nun auch hierzulande offiziell erscheinendes Debütalbum CHALEUR HUMAINE hat dort längst Platin-Status erreicht. Vollkommen zu Recht, denn solch eleganten, effektiven Pop hat man lange nicht mehr gehört.

Songs wie „Saint Claude“, „Paradis Perdus“ oder „Science Fiction“ sind Instant-Hits, mal in Englisch, mal Französisch, mal in beiden Sprachen, ansonsten aber geschickt auf das Nötigste reduziert und – im Popgeschäft soll das mal ein Lob sein – dafür ungemein rationell im Umgang mit den eigenen Mitteln. Die spärlichen Synthie-Tupfer klingen modisch, also nach den 80ern, aber trotzdem nicht retro. Die Beats wissen, wie man Dubstep buchstabiert, schlürfen aber grundsätzlich lasziv daher und drängen nicht auf die große Bühne. Die ist Letissiers Stimme vorbehalten, die mal ein paar Sekunden durchaus versiert rappt, dann aber verführerisch haucht, die an Chanson-Traditionen anzuknüpfen versteht und doch immer auch überzeugend die Pop-Diva spielt. Schön, dass endlich mal jemand in diesen toten Winkel blickt.

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