Chin Up Chin Up – This Harness Can’t Ride Anything

Der Einstieg fällt schwer. Nicht weil es nichts über Chin Up Chin Up zu erzählen gäbe, aber mit den biografischen Umständen (zweites Album, Quintett aus Chicago, ursprünglicher Bassist bei einem Autounfall gestorben) will man sich ja trotz des bisherigen Unbekanntheitsgrades der Band nicht aufhalten. Nein, This Harness Can’t Ride Anything ist in jeder Hinsicht ein kompaktes und dichtes Indie-Gitarren-Pop-Album. Fast schon ein selbstgenügsames, autarkes System. Die Gitarren- und Synthiemelodien verschränken sich fast nahtlos ineinander, Jeremy Bolen quengelt, haucht und exaltiert zwar an vorderster Stelle, oftmals tauchen jedoch direkt dahinter weitere Stimmen und Instrumente (Marimba, Vibraphon, Mundharmonika, Cello) auf, die fast unbemerkt in die letzten Lücken stoßen, während die Rhythmusgruppe das System stets auf Trab hält, es aber niemals zur Überhitzung oder Erschöpfung bringt. Diese fast reibungslosen Abläufe zu gewährleisten bzw. „mitzuverantworten“ hatte Produzent Brian Deck (Modest Mouse, Iron And Wine). Und obwohl seine Referenzen natürlich hellhörig werden lassen, läuft das System Chin Up Chin Up meistens so glatt, dass Vergleiche daran abprallen. Einzelne Versatzstücke lassen sich bestimmen. In den ersten Sekunden des Titelsongs und Openers jangeln die Gitarren nach Maximo Park. Manchmal singt Bolen wie Tom Verlaine. Auf das Keyboard in „Blankets Like Beavers“ wären auch die Killers, auf die dichten Gitarren zu Anfang von „Islands Sink“ Dinosaur Jr. stolz. So betrachtet ergibt das Album allerdings wenig Sinn. Aber ein mal den Einstieg in das System gewagt, läuft es wie geschmiert.

www.chinupchinup.com