Chilly Gonzales & Helge Schneider :: Traumzeit – Festival, Duisburg Landschaftspark
Gleich und gleich gesellt sich gern: Irre Profis bei der Arbeit
Vor vollem Haus – größtenteils Menschen, die heute im Duisburger Industriepark anlässlich des Traumzeit-Festivals Kultur atmen möchten – spaziert Helge Schneider gemächlich in dunklem Anzug und Sonnenbrille auf die Bühne und setzt sich an seinen Flügel. Dann kommt Chilly Gonzales im Morgenmantel angetrottet, nervös wie ein Schüler beim ersten Vorspielen. Er blättert noch schnell im Kriegsphilosophieklassiker „The Art of Strategy“, nimmt am Flügel gegenüber Platz – und eröffnet mit einem harmlosen Etüdchen.
Schneider hört stocksteif zu und schüttelt dann Avantgarde-Jazz aus dem Ärmel. Gonzales spielt dazu eifrig seine kleine Melodie weiter, haut jedoch bald immer irrer und lauter in die Tasten. Schneider hört auf und guckt weg. Dann tupft er ohne sichtliche Anstrengung wieder feinsten Jazz über die Tastatur. Der Gegensatz des schwitzenden, ehrgeizigen Wahnsinnigen am Klavier und des souverän-blasierten Profis zieht sich durch die ganze Show.
Gonzales ist für die großen Gesten zuständig, steigt in den Flügel, spielt mit verbundenen Augen oder macht entnervt Onaniegesten, wenn Schneider dran ist. Der dagegen bleibt stoisch, gähnt mal s, spielt mit einem Gewehr Luftgitarre. Es wird nicht viel geredet an diesem Abend. Nur vereinzelte gibt es Pop-Schnipsel beim Piano-Ping-Pong, vielmehr klassische Themen bis hin zu „So ein Tag so wunderschön wie heute“. Ein Battle ist das nicht. Egal. Es ist rührend, dass sich hier zwei exzentrische Spaßvögel, die sichtlich Respekt voreinander haben, vorwiegend melancholische Standards wie etwa Charlie Chaplins „Smile“ vorspielen. Einmal schickt Gonzales Schneider eine Passage aus „As Time Goes By“ rüber und zwinkert, Helge schickt was Sehnsüchtiges zurück, Gonzales wirft ihm ein Küsschen zu.
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