Kammermusik, die sich mit Hilfe der Hinweise des Künstlers zu einer Lehrstunde in Pop-trifft-Klassik-Theorie erweitern lässt.

Chilly Gonzales, Weltenmann, Unterhalter, Musiklehrer. Man trifft ihn überall, auf der Grammy-Verleihung in Los Angeles, bei Partynächten mit Jarvis Cocker in Köln und Klassik-Konzerten auf Schloss Elmau. Seiner Bühnenpräsenz zu entkommen, ist so unmöglich, wie beim Fußball gegen einen gut aufgelegten Arjen Robben zu verteidigen.

„Gonzo“, wie man den bürgerlichen Jason Charles Beck nennen darf, nimmt die Musik so ernst, dass er sie mit größter Leidenschaft leicht erfahrbar macht, damit möglichst viele Menschen sie erstens genießen und zweitens lernen. In dieser Hinsicht ist er ein Folkie:  Gonzales möchte, dass sein Publikum mehr über Musik lernt, dass es in der Lage ist, Verbindungen zu ziehen, Noten zu lesen, ein Instrument zu spielen. Nach den sehr erfolgreichen Klavierstücken SOLO PIANO II, einem Notenbuch sowie unzähligen Konzerten vor restlos begeistertem Publikum zieht Gonzales nun ein neues Register: CHAMBERS ist Kammermusik, aufgenommen mit dem Kaiser-Quartett aus Hamburg. Man kann diese zwölf Stücke ganz einfach genießen, als meistens muntere, manchmal außerordentlich schöne Tracks, zum leichten Wein, beim guten Gespräch.

Es gibt aber auch die musiktheoretische Rezeption, zu welcher der Künstler mit seinen Liner Notes einlädt: Gonzales zeigt auf, wie sich ein schwerer HipHop-Beat auf Streicher übertragen lässt, was Piano­läufe mit dem Roboter-Disco-Pop von Daft Punk zu tun haben und in welchem Zusammenhang die Topspins von John McEnroe mit dem Schachspiel des Großmeisters Bobby Fischer und Michael Jacksons Moonwalk stehen. CHAMBERS  ist eine kleine, feine Musiktheorie. Wer auf die Praxis nicht verzichten mag, greife zudem auf sein unschlagbares Klassik-Rap-Album THE UNSPEAKABLE CHILLY GONZALES zurück.