Chick Corea & Béla Fleck – The Enchantment

Chick Corea hat mit seinen virtuosen Pranken in den vergangenen vier Jahrzehnten so ziemlich alles durchbuchstabiert, was zum Jazz passen könnte oder auch nicht: Rock, spanische Folklore und Klassik. Nur was den Bluegrass angeht, war er bislang komplett ahnungslos. Wer wie Chick Corea aber nicht mit Scheuklappen, sondern mit weit aufgerissenen Ohren durch die musikalische Landschaft rennt, der nimmt dann schon gerne mal freiwillig Nachhilfestunden. Und da für einen wie Corea nur der beste Lehrer gut genug ist, fiel die Wahl zwangsläufig auf Béla Fleck, den weltschnellsten Bluegrass-Spieler innerhalb der Banjo-Zunft. Ein reines Country-Album ist nach der Zusammenarbeit der beiden mit The Enchantment zwar nicht herausgekommen – mit „Mountain“ gibt es nämlich gerade mal ein Stück, das perfekt zur Lagerfeuerromantik passen könnte. Der markante, spindeldürre Sound des Banjos und seine stählernde Beweglichkeit prägt aber jeden musikalischen Sidestep auf The Enchantment derart, dass man meinen könnte, selbst ein gemütlicher Ohrwurm wie „Brazil“ müsste seine Wurzeln irgendwo in den Bergen von Kentucky und Tennessee haben. Ganz ließ sich Chick Corea aber hier dann doch nicht von Béla Flecks Saiten einspannen. Mit lupenreinen Fusion-Instrumentals wie „Señorita“, das man eigentlich seiner „Return To Forever“-Phase zuschlagen möchte, oder dem swingend hin- und herwiegenden „Waltse For Abbey“ bringt der Pianist eine Unbeschwertheit ins Spiel, die Béla Fleck sofort aufgreift und wieselflink dekoriert und kommentiert. Bäume werden auf diesem Album zwar nicht unbedingt ausgerissen, dafür aber wird man Zeuge von einer musikalischen Erstbegegnung, bei der man das Gefühl bekommt, dass die beiden Beteiligten jeden musikalischen Augenblick in vollen Zügen genossen haben.

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