Chica And The Folder – Under The Balcony

Wer es sich zur Gewohnheit gemacht hat, bei Platten wegzuschalten, die mit einem Atmo-Blubber-Track beginnen, sollte Chica And The Folder versuchen zu überlisten – und die Laufnummen „Huerfanos“ überspringen. Danach nämlich wird das zweite Album von Chica Paula (auch als Djane im Ocean Club aktiv) und Max Loderbauer (Sun Electric, Redux Orchestra) gleich richtig gut. Die gebürtige Chilenin und ihr Partner in den elektronischen Dingen des Lebens haben schwer am Detail gearbeitet, so hören wir fernöstliches Geschelle, chilenische Zeitungsverkäufer, elektronisches Geknispel, das Zerspringen von Synthie-Wänden und jede Menge hübsche Melodien, vorgetragen in Englisch, Deutsch und Spanisch. Beim zweiten Hördurchlauf fügen sich Soundfarben und Beats zu Klangmustern, die alle irgendwie miteinander in Beziehung stehen und Geschichten von mehr als nur musikalischen Reisen erzählen, Under The Balcony ist ein reiches, multidimensionales DJ-Pop-Album, das mal mehr Electro, mehr World oder mehr Weiche-Wellen-Musik ist, alles in allem aber so etwas wie die Definition einer neuen, unpeinlichen Folklore wagt, die sich zu gleichen Teilen aus Aufgelesenem und Konstruiertem speist. „Coole Musikist ja noch toller, da kann ich besser essssssssch“

– mitten in „Dancing Been‘ taucht die Stimme von Chicas Tochter Romina auf, wie eine Aufforderungan die Elektronen, endlich zu tanzen, und dann nimmt der Track Fahrt auf Auf dem „Fest der Grillen“zum Finale kreisen hymnische Gesangspuren über handgeklöppelten Beats aus der Nachbarschaft der Neubauten. Das ist dann fast schon eine Ode an Berlin. Und irgendwann gehört auch das Geblubber dazu.

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