Charlotte Hatherley – Grey Will Fade :: Ash To Ashes

Ja, Jungs, das ist dann wohl eine Harke. Meine feste Überzeugung lautet: Dorthin, wo Charlotte Hatherley mit GREY WILL FADE geflogen ist, kommt ihre Band Ash auch in den nächsten zehn Jahren nicht. Jetzt machen die Ash-Fans natürlich „Groll! Groll!“ Aber nix „Groll!“ Macht doch mal die Ohren auf: Das hier ist Powerpop wie ein perfekter Robin-Hood-Raubzug; Lady Hatherley reitet mit der Genre-Krone davon und widerlegt im Galopp alle auf die Pflege von Wehmut und schmerz bedachten Salzstangen-Knurpser und Lippenschürzer, die bisher dachten, für dieses Genre tut es zur Krönung ohnehin auch ein Strohhut (der Autor z.B., ja, auch so einer…). GREY WILL FADE ist somit bestimmt keine Platte, die dir einen erzählen will. Trotzdem berichtet sie aus einer Zeit, in der „Indiepop“ als Zustandsbeschreibung von flotter, melodiöser Gitarrenmusik noch keinen Sinn machte, weil es keine andere klar abgrenzbare flotte, melodiöse Gitarrenmusik gab. Zeitzeugen erzählen solcherlei aus den Sixties, vielleicht hat es eine solche Zeit aber auch nie gegeben. Somit wird grey will fade heute zwingend Rückzugsgebiet. Wohin sich flüchten lässt, wenn man danach verlangt, dass es nur und ausschließlich gut mit einem gemeint wird. Hier heißen Songs „Rescue Plan“ und „Kim Wilde“, Chöre (lauter Charlottes!) sagen „Ooh“ und „Au-au!“, Intros beginnen mit einer schroffen Gitarre links und dann einer nudeligen rechts. Balladen schenken nicht weniger Kraft und Zuversicht als die Rocker unter den zehn Hits; und das wilde Umherspringen der Melodiebögen zeugt von unbändiger, umgehend ansteckender Abenteuerlust. Davon einmal infiziert, will einem aber so rein gar nichts einfallen, was man von Popmusik noch mehr erwarten könnte. Und was ist Wunschlosigkeit anderes als Glück? VÖ.7.2.

www.charlottehatherley.com