Charlie Haden – Land Of The Sun
Früher lief alles noch in politisch geordneten Bahnen ab für den bekennenden Kommunisten und Jazz-Aktivisten Charlie Haden. Mit erhobener Faust und seinem Liberation Orchestra spielte die Bass-Legende da eifrig gegen alle Süd- und mittelamerikanischen Diktaturen an. Heute träumt Charlie Haden zwar immer noch seinen sozialistischen Traum. Nur haben sich dafür die musikalischen Vorzeichen geändert, dass sich mit zunehmendem Alter auch ein Mentalitätswechsel eingestellt hat. Und so liegt auch Hadens LAND OF THE SUN meilenweit entfernt von Krisenherden und Armutsvierteln. LAND OF THE SUN – das ist das lateinamerikanische Arkadien, in dem die reine Harmonie herrscht. Dank der sanftmütigen Melodien, die der mexikanische Volkskomponist Jose Sabre Marroquins vererbt und in die Charlie Haden sich unüberhörbar schwer verliebt hat. Gemeinsam mit dem Pianisten Gonzalo Rubalcaba und dem Tenoristen Joe Lovano konnte Haden immerhin zwei gestandene Musiker für seine Balladen-Tour gewinnen. Den Rest der Band bildeten aufstrebende Flötisten und Trompeter aus Kuba und Puerto Rico, die dem Nostalgischen eine noch authentischere Note zu geben versuchen. Aber je weiter sich das LAND OF the SUN öffnet, umso mehr setzt einem die wohlige Stimmung zu. Leichte Percussionstupfer tragen die naiven Lieder ohne Worte wie auf Kuschelfedern; jeder darf sich mal in den süffigen bis klebrigen Arrangements verlieren. Es ist diese Präsenz eines musikalischen Dauerfriedens, die bald in Penetranz umschlägt. Und die selbst – trotz Hadens berühmtem Less-is-more-Bassspiels -dafür sorgt, dass dieses land OF the SUN in Schönheit untergehen musste.
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