Charles Lloyd Quartet – Rabo de Nube

70 Jahre alt ist Charles Lloyd am 15. März geworden. Ein stolzes Alter für einen Mann, der seit fast einem halben Jahrhundert ununterbrochen in der Spitzenliga des Jazz spielt. Es überrascht, dass Lloyd in dieser langen Zeit kein Album veröffentlicht hat, das man als Jahrhundertwurf bezeichnen könnte. Seine zahllos festgehaltenen Statements, ob nun mit Joe Zawinul, Keith Jarrett oder Billy Higgins sind stattdessen allesamt die Visitenkarte eines musikalischen Allrounders. der an seinem Saxofon den Jazz zu einem kosmopolitischen Abenteuer gemacht hat. Die wahren Wurzeln, der Gospel und der Blues, konnte man bei ihm stets auch dann heraushören, wenn er sich ins Improvisationsgeschehen warf. Und seine Auseinandersetzung mit afrikanischen und asiatischen Klangtraditionen hatte nie etwas von einer Art kolonialistischen Aneignung, sondern zeigte nur, wie ernsthaft und respektvoll man mit weltmusikalischen Dialekten umgehen kann. All diese Facetten spiegelt dementsprechend auch der Live-Mitschnitt eines Konzertes wider, das Lloyd mit seinem Quartett 2007 in Basel gab. An seiner Seite waren die treuen Gefährten Eric Harland (dr) und Reuben Rogers (b). Neuer Mann am Klavier war Jason Moran, der über eine stilistische Reichweite von kristallin-keckem Rag bis hin zur akkordaufwühlenden Emphase reicht. Die perfekte Palette mit all den Zwischentönen also, um an Lloyds klangspiritueller Rundreise von nordamerikanischen Jazz-Clubs über lateinamerikanische Eleganz und stammesrituelle Afro-Rhythmen bis hin zur fernöstlichen Magie teilzunehmen. Lloyds intensiver und wohltemperierter Sound ist ein Ereignis. In der Musik werden vergangene Zeiten und Kulturen als Teil des Hier und Jetzt verstanden. Wer das so wohl dosiert und intelligent tut wie Charles Lloyd, der beweist nur, warum der Jazz selbst für7o-Jährige ein ewiger Jungbrunnen sein kann.

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