Celeste
Not Your Muse
Polydor/Universal (VÖ: 5.2.)
Herzschmerz deluxe: Der Neo-Soul der Britin setzt auf Tradition, ohne in der Vergangenheit stecken zu bleiben.
Celeste weiß, wie Soul zu funktionieren hat: Universell ansprechende Gefühlsnarrative werden anhand von persönlichen Anekdoten erzählt und in emotionsgeladene, melodische Arrangements aus Piano und Gitarren, Streichern und Bläsern verpackt. Die britische Soul- Sängerin verlässt sich auf die bewährte Formel, aber gibt ihr auf ihrem Debütalbum NOT YOUR MUSE einen modernen Anstrich. Die treibenden Rhythmen verschmelzen mit Glockenspielmelodien, jazzige Tracks schmusen mit Popanleihen, und Liebesballaden wechseln sich ab mit Songs über das eigene Selbstwertgefühl.
AmazonSo folgt auf „Ideal Women“, bei dem die Britin mit dem idealisierten Rollenklischee einer fürsorglichen Frau abrechnet, die zeitlose Herzschmerz-Schnulze „Strange“. Der zaghafte Klangschleier aus Pianoakkorden und Streichern wird von Celestes wie mit Schmirgelpapier abgeriebener Stimme durchbrochen. Schwermütig sinniert sie über die seltsamen Feinheiten menschlicher Beziehungen. Die 26-Jährige knüpft mit eingängigen Tracks über alles, was das Herz begehrt, an das Soul-Erbe an, ohne in Einfältigkeit zu versinken.
Zwar bleibt NOT YOUR MUSE dank gelegentlich eingesetzter unkonventioneller Soundelemente und emanzipatorischer Texte nicht in der angestaubten Vergangenheit stecken, aber Celestes Neo-Soul weiß schon sehr gut, was er hat an den von süßlicher Sentimentalität gefärbten Traditionen des Genres. Celeste inszeniert mit ihrem Debüt ihre eigene Interpretation einer glorreichen Historie, aber sie stellt eben im Titeltrack auch klar: „Take me as I come“.
„NOT YOUR MUSE“ im Stream hören: