Cat Sun Flower – A Lie Called Summer

Die Sonne hat die westliche Hemisphäre noch nicht durchgebraten, da verabschieden sich Cat Sun Flower schon wieder von ihr. „Der Sommer stand und lehnte und sah den Schwalben zu“, so klingt der lange Moment des Abschieds in Gottfried Benns Herbstgedicht „Astern“. A Lie Called Summer wird bestimmt durch den liebevollen Blick aufs langsame Verglühen. Aber bei aller Sympathie für das leise Ausklingen haben die fünf Münchner ihre Oktobertage, die sich kraftvoll aufbäumen gegen das Unvermeidliche: Eine leichtsinnig einfache Melodie reitet in „Swing“ auf dem Tackern einer E-Gitarre; für Sekunden hebt das Stück ab in ein Gitarrensolo, das einsam in der Luft steht, um mit einem kurzen Break wieder schwer auf dem Boden aufzusetzen. Eine akustische Gitarre verkleidet sich als Zither, dreht sich in „Easily“ im Walzertakt bis zum Schwindel im Kreis. Verglichen mit wenigen verwaschenen Stücken, die sich um standardisierten Indie-Wohlklang bemühen, lassen Cat Sun Flower ihren eigenen Charakter wirken. „Couldn’t Care Less“ schafft mit seinem rumpeligen Rhythmus Platz für den außergewöhnlichsten Auftritt von Heidi Triskas Stimme. Hier darf sie über das cordsamtene Schmeicheln hinausgehend die Chanson-Sängerin entdecken – schon etwas heiser vom Leben, aber bereit, sich immer wieder hineinfallen zu lassen. Im ersten Song, „A Soul Like Summer“, ist die Grundspannung des Albums angelegt: Ein gemächliches Sammeln der Kräfte, die sich im mehrstimmigen Gesang zur großen Wehmut verdichten, nur um dann endlich Versinken zu dürfen. Kein Instrument faßt das kindliche Erstaunen über die unausweichliche Einsamkeit und die gepflegte Unsicherheit der Melancholie besser als die Melodica, deren Töne immer etwas verloren, wie vergessenes Spielzeug, in den Songs liegen.

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