Cassandra Wilson – Thunderbird :: All That Jazz

Sieben Minuten lang versinkt Cassandra Wilson mit ihrer traurigen Stimme im Blues. Und obwohl sie zwischendurch mit ihrer Band dramatisch Fahrt aufnimmt und dabei Colin Lindens Slide-Gitarre inbrünstig zu jaulen beginnt, verwandelt sich Blind Lemon Jeffersons Klassiker „Easy Rider“ plötzlich zu einer Slow-Motion-Fassung von Jimi Hendrix‚ „Hey Joe“. Wilson scheint damit endgültig angekommen zu sein in der weiten Welt der Roots und im Club der Black-Power-Sängerinnen, die den Seelenschmerz mit einzigartig charismatischem Tiefgang aufwühlen oder besänftigen. Dafi Wilson von Haus aus eine Jazz-Sängerin ist, die noch bis Anfang der 90er mit dem Saxophonisten Steve Coleman in der M-Base-Werkstattt an Free-Funk-Rhythmen bastelte – das ist nur noch zu erahnen. Zwar hatte sich ihr Hang zur bluesgetränkten Nachtfalter-Ballade schon auf Blue Light ‚Till Dawn und New Moon Daughter angekündigt. Doch mit Thunderbird macht sie Nägel mit Köpfen. Dank Produzent T. Bone Burnett, aber auch dank solcher Edelsidemen wie Jim Keltner Idrl und Marc Ribot lg). Jeder der zehn Songs nimmt den Pulsschlag von den Ursprüngen der amerikanischen Musik auf. ob nun in Willie Dixons „I Want To Be Loved“, in „Closer To You“ von Bob-Dylan-Sohn Jakob oder in den Eigenkompositionen. Dann spannt Wilson mit ihrem dunkel eingefärbten Organ den Bogen vom Mississippi- zum Louisiana-Blues. Ein pures Retro-Album ist Thunderbird aber nicht. Vielmehr ist es mit seinen Rock- und Synthie-Beats der Beweis, wie wohl sich die Tradition in den Clubs des 21. Jahrhunderts fühlen kann.

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