Carla Bruni – Comme si de rien n’etait

Die Vorstellung von der Bekehrung eines Models (ein verabscheuungswürdiger, frauenfeindlicher Beruf) zur Singer/Songwriterin (die altfeuilletonistische Idee von Subversion im Kulturbetrieb) ist ganz im Sinne von bildungsbürgerlichen Umdeutungsfantasien. 2002 hatte Carla Bruni mit ihrem Debüt QUELQU’UNM’A SIT(2OO2)bewiesen,dass ein Ex-Model auch Folk kann; no promises (2007) war dann der Beleg dafür, dass ein Ex-Model auch die Texte großer, toter Dichter (William Butler Yeats, Emily Dickinson et al.) vertonen kann.

Comme si de rien n’etait ist jetzt die sanfte Erweiterung des Spektrums in Richtung Pop, inkl. bluesige, jazzige Texturen plus eine Coverversion von Bob Dylan -dem letztgültigen Beweis dafür, dass Pop doch irgendwie bedeutend und Kunst, ja sogar Literatur sein kann: „You Belong To Me“ ist wie die meisten Dylan-Covers besser als das Original. Alles auf comme si de rien n’etait bleibt im Rahmen eines geschmackvollen Unterhaltungsprogramms, wie es jemand wie Roger Willemsen, der Sinn für schöne Frauen, ebensolche Musik und ein gutes Glas Wein hat, durchaus zu schätzen weiß. Eines aber ist anders-dem Albumtitel zum Trotz (dt: „Als ob nichts gewesen wäre“): Bruni ist nicht mehr das singende Ex-Model, sondern die singende Frau des französischen Staatspräsidenten.

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