CandiStaton – His Hands

Wenn Künstler heute Alben in klassischen Popstilen aufnehmen und dabei bewußt auf „Vintage Style“ in Arrangements und Produktion setzen, begeben sie sich auf dünnes Eis. Entweder ziehen sie sich den meist berechtigten Vorwurf zu, nur die Designer-Variante des „real thing“ zu liefern – das ist meist bei solchen Acts so, die die Glanzzeit des jeweiligen Stils gar nicht selbst mitgeprägt haben. Oder, und das geht den meisten älteren Protagonisten so, ihre Produktionen klingen dann halt schlicht ein wenig angestaubt. Die 66-jährige Candi Staton ist in Europa ziemlich unbekannt, in den USA aber schon seit Jahrzehnten als erstklassige Interpretin von Southern Soul, Funk und Gospel geachtet. Sie legt mit His Hands einen Longplayer vor, der nicht nach Designer-Kopistentum und über weite Strecken auch nicht museal klingt, obwohl hier jeder Takt und jede Note, „vintage“ ist. Da pluckert kein Rhythmuscomputer, poltert kein Hip-Hop-Groove und auch kein Sample trübt das reine Southern Soul-Wasser. Die Arrangements mit ihren knorrigen Gitarren, trockenen Drums, lakonischem Honky-Tonk-Piano, Backing-Chören und Bläsersätzen hätten 1972 auch nicht anders geklungen. Aber erstens ist Candi Staton eine hinreißende Sängerin, der man ihre Lebenserfahrung zwar anhört, aber in einer trotzig-vitalen, mitunter geradezu triumphierenden Art. Zweitens ist mit wenigen Ausnahmen das Songmaterial erstklassig. Und drittens steckt die Spannung hier oft im Detail – da klingen beispielsweise die Bläsersätze eben nicht wie schon tausendmal gehört, weil der Arrangeur feine Ideen beim Umgang mit dem Akkordmaterial hatte. Das hier ist ein Album voller Stil und Persönlichkeit. Also mit zeitlosen Qualitäten.

www.candi-staton.com