Bush :: Berlin, Huxley’s Neue Welt, 7. November 2011
Comeback-Zweifler und Kritiker hin oder her – Bush können, trotz ein paar weniger Schwachstellen, immer noch eine bühnentaugliche Rock-Show auf die Beine stellen.
Nach der Bandauflösung von Bush im Jahre 2002 wurde es verhältnismäßig ruhig um die ehemaligen Mitglieder. Nur Gavin Rossdale konnte und wollte nicht musikalisch klein beigeben und ausschließlich das Familienglück zu seinem Lebensinhalt machen, wobei ihm dies bisweilen mehr Scheinwerferlicht einbrachte als seine Post-Bush-Projekte Institute oder sein Ausflug als Solokünstler.
Lange wurde über Comeback-Pläne gemunkelt, spätestens mit der Ankündigung des neuen Bush-Albums „The Sea of Memories“ und einer Tour durch Nordamerika und Europa wurde nun aus den Gerüchten Realität. Einer der ersten Tourstopps führte die Band mit Line-Up-Wechsel an der Gitarre (Chris Traynor) und am Bass (Corey Britz) nun ins Berliner Huxley’s, dessen Türen schon von Weitem „ Sold Out!“ meldeten. Das Interesse des Publikums die Band live zu sehen, ist ungebrochen groß an diesem Abend. Jeder, der eine in die Jahre gekommene Rock-Band erwartet hat, wurde jedoch im Laufe des Sets eines Besseren belehrt. Die üblichen Rausschmeisser wie „ Little Things“ oder „Greedy Fly“ wurden nicht bis zum Schluss aufgehoben, sondern tollkühn an den Anfang des Sets gestellt – und ein optisch jugendlich gebliebener sowie keksbrauner Gavin Rossdale wirkte über weite Strecken wie aufgezogen. Der Schweiss tropfte regelrecht im Sekundentakt von ihm ab, und sein ohnehin sehr freizügiges Shirt klebte am Körper. Ein unnötiger Reiz, der der musikalischen Darbietung nichts hinzufügte, aber das Image vom begehrten Rockstar aufrecht erhielt, das Rossdale bereits vor über einem Jahrzehnt auf der Bühne verkörperte.
Vielleicht fühlte er sich auch durch das etwas müde wirkende Publikum doppelt dazu animiert Meter um Meter zurückzulegen. Andererseits dürfte es auch in der Vergangenheit kaum eine Show gegeben haben, bei der der Bush-Frontmann das obligatorische Bad in der Menge ausgelassen hat. Während „Afterlife“ fand die Vitalität vorerst den Höhepunkt, als er sich wie im Marathon erst zur Bar-Theke, dann in die hinteren Ränge vorkämpfte, bis er von weiblichen Bewunderinnen mit Klammergriff in den vordersten Reihen festgehalten wurde. Rossdales körperliche Mühen wurden damit belohnt, dass die Zuschauer in ihrer Reaktion endlich aufzuwachen schienen. Eigentlich verblüffend angesichts der Tatsache, dass im Vorfeld Bush „Klassiker“ wie „Everything Zen“ mittelmäßig aufgenommen wurden und gerade ein neues Stück der Atmosphäre im Huxley’s einen solchen Schub gab. Überhaupt fügten sich die insgesamt sechs neuen Songs überraschend gut in die Setlist ein, auch wenn sie im Vergleich zu älterem Material etwas beliebiger wirkten.
Warum Bush sich dazu entschlossen haben eine unvorteilhafte Cover-Version des Beatles-Songs „Come Together“ mit ihn ihren Zugabenblock aufzunehmen, bleibt fragwürdig, doch machten sie diesen Schwachpunkt mit den folgenden „Glycerine“ und „Comedown“ wieder vergessen und erinnerten an ihre Glanzzeiten. Comeback-Zweifler und Kritiker hin oder her – Bush können, trotz ein paar weniger Schwachstellen, immer noch eine bühnentaugliche Rock-Show auf die Beine stellen. Ob die Halbwertzeit der neuen Bush-Formation über die laufende Tour hinausreichen wird, bleibt abzuwarten.
Setlist:
Mirror of the Signs
Little Things
All My Life
Greedy Fly
Sound of Winter
Everything Zen
The Chemicals Between Us
Heart of the Matter
The People That We Love
All Night Doctors
Swallowed
Afterlife
Machinehead
———
Alien
Come Together
Glycerine
Comedown
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