Bugge Wesseltoft – IM :: All That Jazz

Vor genau zehn Jahren trat Bugge Wesseltoft an, um eine Zeitenwende im Jazz auszurufen. Und dafür wählte er selbstbewusst mit „New Conception Of Jazz“ ein Logo, das bei aller Griffigkeit nicht wenigen als etwas zu großspurig gewählt erschien. Denn auch wenn der norwegische Keyboarder aus seinem elektronischen Equipment eine durchaus sinnenumgarnende Magie zu Tage förderte, folgte nicht selten eine Art kosmologischer Acid-Jazz. in dem klassische Fusion auf flockigen Drum’n’Bass traf. Nachdem Bugge Wesseltoft damit sogar schon mal John Scofield infizieren konnte, ist er nun in sich gegangen. Für sein erstes Soloalbum nach zehn Jahren (nur auf zwei Tracks sorgt jetzt Mari Boine für vokale Stimmungszaubereien) ist Wesseltoft vorrangig an den akustischen Flügel herübergewechselt, um Klartext zu reden beziehungsweise zu spielen. Nur einmal gibt’s diese berühmten, schicken Düster-Grooves, die man sich einschmeißt, wenn man des Nachts durch die leere City cruisen will. Ansonsten werden auf im auch unter Zuhilfenahme eines vorsichtig angeschlossenen Synthesizers Melodien und Motive langsam aus ihrer Kältestarre aufgeweckt. Daraus formuliert Bugge Wesseltoft minimalistische, höchst angenehme Gedankenspiele, bei denen jeder einzelne Ton mehr erzählen soll als tausend Akkorde. Leider kippt das alles in seiner wichtigtuerischen Reduktion nicht nur schnell in eine ellenlange, nichtssagende Geschwätzigkeit um. Mit dieser Definition seiner „New Conception Of Jazz“ will der Norweger vergeblich an jene alten, aber weiterhin großen Zeiten anknüpfen, als die Moderne mit wenigen Mitteln und auch dank John Cage und Brian Eno ihre wahre Tiefe hörbar machte.

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