Brian Wilson – That Lucky Old Sun

Das gelobte Land liegt bekanntlich an Amerikas Westküste. Dort, wo es niemals regnet, wo die nimmermüde Traumfabrik steht, wo bonbonfarbene Postkartenidyllen von Sonnenschein und Wellen künden. Welch Ironie: Das Hohelied auf diesen Ort, an dem Schönheit, Erfolg und Gewinn erste Bürgerpflicht sind, singt ausgerechnet ein Zeit seines Lebens eher dicklicher Mann, der keineswegs immer zu den Gewinnern zählte. Ein Mann allerdings auch, dessen Fähigkeit, Popsongs von nahezu barocker Pracht und Komplexität zu schreiben, ans Zauberhafte grenzt. Mit „That Lucky Old Sun“ setzte sich der Vielgerühmte letztes Jahr ein weiteres Denkmal, die dazugehörige DVD liefert nun die Bilder zur Musik: Brian Wilson live im Capitol-Studio, wie er mit mittelgroßem Orchester sein Alterswerk inszeniert. Ein großer Auftritt, der in charmantem Widerspruch zur Ausstrahlung seines Hauptdarsteller steht, denn Wilson tappt nie in die Eitelkeitsfalle. Mit Verlaub: Wie er da am Piano sitzt und brav in die Kamera singt, wirkt er beinahe naiv, wie gerade vom Himmel gefallen und verwundert darüber, wie beseelt und präzise all diese Musiker um ihn herum spielen. Was sicherlich täuscht, denn der Mann ist als Perfektionist bekannt. Das erahnt man erst, wenn man die dazugehörige Dokumentation „Going Home“ sieht, eine Mischung aus Making-of und südkahfornischem Heimatfilm. Interviews und allerlei Bonus-Tracks gibt es natürlich auch. Und die Einsicht, dass Kalifornien eine Reise wert ist.

www.brianwilson.com