Brian Wilson – That lucky old sun

Wilson überführt die Euphorie um seine pet sounds und smile-Konzerte auf sein neues Album. Magischer Pop und ein Schritt in die richtige Richtung.

Er kriegt es einfach immer wieder hin, Lieder zu komponieren, die klingen, als hätten sie schon immer irgendwo in einer Welt existiert, in der das ganze Jahr Weihnachten ist. Allein für den Song „Good Kind Of Love“ will man sich sofort ein Flugticket nach L.A. kaufen und Brian Wilson umarmen. Ein, man muss es so sagen, feelgood song, den man sofort freudestrahlend jedem Menschen vorspielen möchte. Freunden, Kindern, Eltern, selbst den Nachbarn. Ein Stück, so eingängig und clever wie sein „Breakaway“, das Beste von den Beatles und ein Sesamstraßen-Song aus den 7oern zusammengepresst.Aber Wilson besinnt sich auf seinem ersten Album seit vier Jahren (die Smile-Komplettierung und die Weihnachtsplatte ausgenommen) und seinem ersten auf Capitol seit 1969 auch auf das, wofür ihn viele am meisten lieben. „Midnight’s Another Day“ schiebt sich nahtlos in die Reihe der klassischen, sensibel und komplex arrangierten, aber dennoch leicht klingenden Wilson-Kompositionen. Der Vergleich mit pet sounds mag zu hoch gegriffen sein, aber Wilson schleicht sich langsam ran. Und spätestens hier staunt man: Brian Wilsons Stimme! Er singt hoch, ohne in Schwierigkeiten zu geraten, durchgehend präzise und weich wie in den alten Zeiten. Eine Kunst, die dem Medikamenten-gebeutelten 67-Jährigen in der jüngeren Vergangenheit nicht immer leicht fiel. Wilson hat die Platte so warm und verspielt produziert, es glockenspielt und rasselt an allen Enden, dass zur Inspiration wahrscheinlich ein großer geschmückter Christbaum im Studio gestanden hat. Unterstützt wurde er dabei von seiner famosen, allesamt aus Brian-Wilson-Fans bestehenden Band, während Van Dyke Parks die von Wilson gesprochenen Interlude-Geschichten geschrieben hat. Den ein oder anderen schrägen Moment seiner ironischen Tropicana-Ausflüge wie „Mexican Girl“ (toller Refrain), das an „South American“ von seinem Album „Imagination“ erinnert, kann man verzeihen. Etwa wenn irgendwer, es ist nicht Wilson, „Muchacha“ auf „tvantya“ reimt und dazu Kastagnetten klackern. Brian Wilson jedenfalls ist auf seiner neuen Platt ein hervorragender Form. Und als auferstandener Sänger zu bestaunen.

VÖ.29.8.

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