Brian Wilson – Gettin‘ In Over My Head
Der Beach-Boys-Kopf mit einer vagen Erinnerung an seine ehemalige Band.
Man lässt sich ja nur allzugerne benebeln vom Nimbus des Legendären, der den wenigen legendären Musikern aus den sechziger Jahren, die heute noch unter uns weilen, anhaftet. Die legendären Großtaten der frühen Jahre lassen dann weniger legendäre Bemühungen aus späteren Jahren in einem günstigeren Licht erscheinen. Mist bleibt aber auch dann Mist, wenn er von einer lebenden Legende fabriziert wurde. Wobei wir bei Brian Wilson wären. Eine objektive Wahrheit scheint es in seinem Fall nicht zu geben. Die Gelehrten streiten sich darüber, ob es denn nun gut oder schlecht sei, dass Wilson Beach-Boys-Werke wie pet sounos oder das immer noch nicht veröffentlichte smile mit Studiomusikern notengetreu auf die Bühne bringt und damit einem vorruheständlerischen Publikum zwei Stunden lang wieder das Gefühl gibt, jung zu sein. Auf jeden Fall scheint Wilson wieder Gefallen daran gefunden zu haben, den Sound zu kultivieren, den die Band, die heute unter dem Namen Beach Boys um die Welt tingelt, längst aufgegeben hat. settin‘ in over my head ist das „RocknRoll-Album“, das Wilson seit Jahren ankündigt, seine erste Studioplatte seil sechs Jahren – mithilfe diverser Legenden eingespielt: Eric Clapton spielt ein Schweinesolo in „City Blues“, für das man sich schämt, obwohl man als Hörer keine Verantwortung dafür trägt. Paul McCartney gibt den netten Onkel in „A Friend Like You“, und „Soul Searchin“ wurde um eine Gesangsspur von Wilsons verstorbenem Bruder Carl aufgebaut. Das Albumcover hat Peter Blake SGT. PEPPER5 LONELY HEARTS CLUB BAND mit Schere und Klebestift zusammengebastelt. Genauso provisorisch, lieblos und zweifelhaft wie das Artwork ist die Musik: Vom archaischen Sound der frühen Beach-Boys-Jahre im Humpa-Humpa-Faschingsschlager „How Could We Still Be Dancing“ mit einem anscheinend verwirrten Gastsänger Elton John bis hin zu den komplexen Vokalarrangements von smile („You’ve Touched Me“] – Brian Wilson erzeugt zwar zu jeder Zeit ein Beach-Boys-Gefühl, das allerdings bleibt lediglich eine vage Erinnerung an die Band, die Ende der sechziger Jahre mit pet sounds die Popmusik revolutionierte.
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